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bis zum
J ahrh.
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Geometrie der Alten mit zur Schwächung jener ungehörigen Ehr-
furcht, womit das Alterthum damals betrachtet wurde. In einem_
andern Gebiet von noch grösserer Wichtigkeit entwickelte er den-
selben Geist und hatte denselben Erfolg. Er griff den Einfluss
oder vielmehr die Tyrannei des Aristoteles so energisch an, dass
seine Autorität gänzlich stürzte, obgleich die Aristotelischen An-
sichten auf's genauste mit der christlichen Theologie verknüpft
waren. 243) Damit gingen jene scholastischen Vorintheile zu Grunde,
für die zwar Aristoteles nicht verantwortlich War, die aber unter
dem Schutz seines mächtigen Namens viele Jahrhunderte lang den
Verstand der Menschen verwirrt und den Fortschritt ihres Wissens
aufgehalten hatten; 244)
Dies waren die vornehmsten Dienste, welche einer der gröss-
ten Männer, die Europa je hervorgebracht, der Civilisation leistete.
Die" Aehnlichkeit zwischen ihm und Richelieu ist sehr auffallend,
sie ist so vollkommen, als die Verschiedenheit ihrer Stellungen es
nur erlaubte. Dieselbe Verachtung aller alten Begriffe, dieselbe
Missachtung theologischerInteressen, dieselbe Gleichgültigkeit gegen
die Ueberlieferung, dieselbe Entschlossenheit, der Vergangenheit
die Gegenwart vorzuziehen; mit einem Wort, derselbe wesentlich
moderne Geist zeigt sich in den Schriften von Descartes und in
den Schritten von Richelieu. Was der Erstere für die Philosophie,
wie sie deutlich eingesehen, ein theologischer Uebergriß in das Recht der Wissen-
schaft sind. Ueber den Schaden, den dieses Studium angerichtet und wie sehr es
den Fortschritt nnsers Wissens gehindert, darüber s. Robin et Trerdell, Chimie rmat.
Paris 1853, I, 489, 493, 494, II, 555; Renouard, Hlst. de la mäd. I, 232, 237;
Sprengel, Hist. de la anäd. II, 220; Geqfroy St. Hilaire, Hist. des anomalies de
Porganisation III, 435, 436; Herder, Ideen zur Gesch. der Menschheit III, 270;
Lawrencds Lectures an man, 36; Burdach, Traitä de pllyslol. I, 190.
243) „Auf das Innigste verbunden mit der Theologie, nicht allein in den katho-
lischen, sondern selbst auch in den protestantischen Ländern." Tennemann, Gesch. der
Phil. IX, 516. Descartes schreibt 1629 in einem Briefe an Mersenne Oezw. VI, 73:
Ulla thäologie, Zaqucllc an a telleaneni assujettie ä Aristote, qufil est ianpossible düaxpli-
quer um: autre philosophie, qu'il m: senzlzle d'abord qu'elle soil coniv-e la fol." Vergl.
VII, 344; VIII, 281, 497.
244) Dr. Broum, phil. of the mind, Edinb. 1838, 172 nennt Descartes "jenen be-
rühmten Empörer, der die Autorität des Aristoteles über den Haufen warf etc."
Duuemet, Hist. de la Sorbonne II, 192; Ouvier, Hvlst. des sciences II, 532; Lackds
Werks III, 48. Ich brauche kaum zu sagen, dass sich dies auf die Gewohnheit be-
zieht: Aristoteles zu citiren, als wenn er unfehlbar wäre, und Sehr Verschieden Voll
der Achtung ist, die 111111 natürlich für einen Mann fühlt, der wohl der grösste Denker
im Alterthum war, Der Unterschied des Aristotelischen und Cartesianischen Systems
wird Ziemlich obenhjn berührt in CMdWOTÜL, lutell. syslem, I, 170, 171.
Buckle, Gesch. d. (Jivilisatiou. 1.2. 6