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Geschichte
des Franz.
Geistes
Wie viel Schaden diese Prinzipien der alten Theologie zuge-
fügt haben müssen, ist leicht einzusehen. 238") Nicht nur zerstörten
sie in den Gemüthern derer, die sie annahrnen, viele von den ge-
wöhnlichen Dogmen, wie z. B. das von der Transsubstantiation
sondern sie standen auch im schärfsten Widerspruch mit andern
eben so unhaltbaren Meinungen, die viel schädlicher Waren, Denn
da Descartes eine Philosophie gründete, die alle andere Autorität
ausser der der Vernunft der Menschen 14") verwarf, so führte ihn
dies natürlich dazu das Studium der Endursachen aufzugeben, '14 1)
ein alter natürlicher Aberglaube durch den, wie wir später
sehen werden, die deutschen Philosophen lange zurückgehalten
wurden und der noch immer, obgleich nur lose in den Gernüthern
der Menschen haftet. m) Zugleich wirkte er durch Beseitigung der
23?) Dies wird zart aber deutlich angedeutet in einem feinen Briefe von Amaud,
Oezw. de Descartes II, 1-36, vornehmlich 31 und 34. Und Duclos sagt geradezu:
„Sz' depuis la rävolutioaz que Descartes a eommencäe, les thäologieazs se samt Ülotgnzfs des
philosophes, c'est que eeux-ei oazt parat ne pas respeeter inßncßnent les thfologiens. Une
plzilosaphie q-ml prenoit pour Izase le doute et Fexa-nzen deeoit Zes efdroueher." Duelos,
Äläßn. I, 109.
539) Ueber das Verhältniss der Cart. Philos. zu der Lehre von der Transsubstan-
tiation vergl. Palmefs Treatise 1m the churela II, 169, 170 mit Hallomfs Lit. of Eu-
ropa I1, 453, und der Bemerkung, die Hobbes zugeschrieben wird in Aubregfs Letters
und ltves II, 626.. Aber wenn Hobbes diese Bemerkung wirklich machte, hatte er
kein Recht zu erwarten, dass Descartes ein Märtyrer werden sollte.
940) „Le earaetäre de la philasophie du moyen äge est la sounztssiun ä zme autorite
(zum: que la ratsam. 11a philnsophte moderne ne recwzmvit que Pautorite de Za reisen.
West le eartesiaaziswze qui a 0pe're' eette rävolution dieistve." Cousin, Hit-t. de la phil.
II, Serie I, 258, 259.
94') „Nous rejetterons entüreaneezt de notre philosophie las recherche des eauses ßmzß
Zus." Prtvzekde la phil. part. I, see. 28, in den Oeuvres de Descartes III, S1. Siehe
auch part. III, _sec. 3 S. 182; und seine Antwort an Gassendi in Oeuowres II, 280,
281. Cousin, IIist. de la phil. II, Serie II, 71. Sprengel, Hist. de la mädecme
V, 203.
249) So sagt Dr. Whewell, -er müsse dB Endursachen in den unorganischen Wissen-
schaften verwerfen, aber in den organischen anerkennen; dass heisst mit andern Worten
einfach, wir wissen weniger von der organischen als von der unorganischen Welt, und
weil wir weniger wissen, sollen wir mehr glauben; denn hier ist es wie überall, je
geringer die Wissenschaft, desto grösser der Aberglaube. WhewelV-Y Phil. of the
induet. scienees I, 620, 627, 628; und seine Hist. of ind. sctenees III, 430, 431.
Wäre die Frage durch Autoritäten zu entscheiden, s?) würde es genügen Baeo und
Descartes anzuführen, die zwei grössten Schriftsteller über die Philosophie der Methode
im 17. Jahrhundert, und August Comte, der von den wenigen, die seine Philosophie
positive bewältigt haben, für den grössten in unsrer Zeit anerkannt wird. Diese tiefen
und umfassenden Denker haben alle das Studium der Endursaehen verworfen, welche,