Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

VOII] 
bis zum 
Jahrh. 
73 
als wenn wir das Wissen der Freiheit vorziehen und glauben 
wollten, die Wissenschaft sei besser, als die Freiheit des Menschen. 
Allerdings müssen wir jenen ausgezeichneten Denkern immer dank- 
bar sein, deren Arbeiten uns die grosse Masse naturwissenschaft- 
licher Wahrheiten verschafft haben, die wir jetzt besitzen. Aber 
das volle Maass unserer Huldigung wollen wir uns für jene Weit 
grösseren Männer vorbehalten, die kühn genug waren, die tief ein- 
gewurzelten Vorurtheile anzugreifen und zu zerstören; Männer, 
Welche durch Beseitigung des Drucks der Ueberlieferung die eigent- 
liche Quelle und den Bern des Wissens selbst gereinigt und seine 
künftige Entwickelung gesichert haben, indem sie Hindernisse aus 
dem Wege räumten, denen gegenüber aller Fortschritt unmöglich 
war. m) 
Man wird nicht erwarten, man wird es vielleicht kaum wün- 
schen, dass ich vollständig auf das Einzelne der Descartischen 
Philosophie eingehe, eine Philosophie, welche in England wenigstens 
sehr selten studirt, und darum oft angegriffen wird. Aber es wird 
nothwendig sein, so viel daraus zu berichten, dass wir ihre Ana- 
logie mit der antitheologischen Politik Richelieifs nachweisen kön- 
nen, damit wir auf diese Weise einen Ueberbliek über die volle 
Ausdehnung der grossen Bewegung gewinnen, welche in Frankreich 
vor der Thronbesteigung- Ludwigs XIV. stattfand. Dadurch wer- 
den wir begreifen lernen, wie die gewagten Neuerungen des grossen 
Ministers so vollkommen gelingen konnten: 'wurden sie doch von 
entsprechenden Neuerungen im Nationalgeiste begleitet und gestärkt. 
Dies giebt dann einen weiteren Beweis davon, wie die politische 
Geschichte jedes Landes durch die Geschichte seiner intelleetuellen 
Entwickelung erklärt wird. 
Im Jahre 1637, als Richelieu auf der Höhe seiner, Macht stand, 
veröffentlichte Descartes das grosse Werk, über welches er lange 
nachgedacht hatte, und welches die erste offne Verkündigung der 
neuen Tendenzen des Französischen Geistes war. Diesem Werke 
gab er den Namen: „Die Methode"; und wahrlich, die Methode 
ist dem, was man gewöhnlich Theologie nennt, so fremd, als man 
sich nur immer vorstellen kann. Ja, sie ist so wenig theologisch, 
dass sie wesentlich und ausschliesslich psychologisch ist. Die theo- 
m6) Denn, wie Turgot sehr fein bemerkt, w W683 27W VWWW , 9M äwßpv-f? 411W 
Iwoyräs de la 11515141 Ce sont la Mwllesse, Pentätement, Pesprit de rautina, tout ce qui 
porte ä Fmaction." Pensäes, in Oezwrcs de Turgot, II, 343.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.