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bis zum
Jahrh.
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studiren, fast hätte ich gesagt, die man nicht ohne Ehrfurcht lesen
kann, verband er damit eine lange Reihe höchst mühseliger Ex-
perimente über den menschlichen Körperbau, die ihn zu dem höch-
sten Range unter den Anatomen seiner Zeit erhoben. m) Die grosse
Elltdeßkllllg der Blutcireulation, die Harvey machte, wurde von den
meisten seiner Zeitgenossen vcrnachlässigtßm) von Descartes aber
sogleich anerkannt; er machte sie zur Grundlage des physiclogi-
sehen Theils seines Werkes über den Menschen. Ebenso nahm er
die Entdeckung von Aselli über die Milchadern auf") welche, wie
jede grosse Wahrheit, die bisher der Welt vorgelegt werden, bei
ihrem ersten Auftreten nicht nurnicht geglaubt, sondern sogar ver-
lacht wurde. m)
209) Thomas sagt: "Descartes eut aussi la gloirc d'ätre am des prcmiers cmato-
mistcs dc so'n siäclc." Oeuvrcs des Descartes I, 55; siehe euch S. 101. Im Jahre
1639 schreibt Descartes an Merccnne, Oeuercs VIII, 100,'dass er seit ll Jahren sich
mit dem Studium der vergleichenden Anatomie beschäftige und selbst Sectionen mache.
Vergl. Seite 174, und I, 175-84.
am) Dr. Whewell, Hist. of tbc inductive sciences III, 440 sagt: "Sie wurde
meistens willig von seinen Landsleuten angenommen; im Auslande aber fand sie be-
deutenden Widerspruch." Dafür wird kein Gewährsmann angeführt; und doch würde
man froh sein zu hören, wer Dr. Whewell gesagt hat, dass die Entdeckung willig
angenommen wurde. Weit entfernt von einer willigen Annahme in England wurde
sie viele J ehre lang fast allgemein bestritten. Aubrey hörte von Harvey die Versiche-
rung, dass er in Folge seines Buches über die Circulation des Blutes viel von seiner
Praxis verloren habe, für verrückt gehalten würde und "alle Aerzte" zu Gegnern
habe. Aubreyäs Letters und lives II, 383. Dr. Willis, Lzfe of Harvey S. XLI in
Harvey's Werks, cdit. Sydcnham süß. l847, sagt: "Harvey's Ansichten wurden zuerst
fast allgemein verworfen. Dr. Flliotson, Hmnan plzysiol. 194, sagt: "Seine unmittel-
bare Belohnung war allgemeiner Hohn und Spott und eine grosse Verminderung seiner
Praxis." Broussais, Examen des doctrines mädicales I, p. VII sagt: vlfarvey passe
pour fou qmmd z"! armonga la döcoucerte de Zu circulatiorz." Endlich erwähnt Sir
William Temple, der eine Generation später fällt als Harvey und erst einige Jahre
nach der Entdeckung geboren wurde, dieselbe in seinen Werken in einer Weise, die
zeigt, dass sie selbst damals noch nicht, allgemein von den Gebildeten anerkannt wurde.
Siehe zwei merkwürdige Stellen, die den Historikern der Physiologie entgangen sind,
in Werks of Sir TV. Temple III, 293, 469. S. 1814.-
2") Wlwwelfs IIist. of thc induct. sciences III, 441. "Rind Descartes se däclara
1m des premiers m feveur de la doctrme de Za circulation." Renouerd, Hist. de lw
mädicine II, 163. Bordas Demoulin II, 324. Oeuv. de Descartes I, 68, 179; IV, 42,
449; IX, 159, 332. Willisäe Lqfe of Harvey, s. XLV in Harvey's Werks.
M?) „Les ivcincs blanches, ditcs lactäcs, quCAseZlizcs a döcnueertes depuis peu dem
lc misentäre," De la formation du foetus, sec. 49. Oeucrcs dc Descartes IV, 483.
m) Selbst Harvey war bis zuletzt dagegen- Sprengel, Hist. de m mädecine 1v,
203, 204. Harvey's works ed. Sydenltarnz das. 602, 614.