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bis zum
Jahrh.
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Waffen, und wir finden sie erst in einer viel späteren Zeit wieder
erwähnt, als sie nämlich von Ludwig XIV. barbarisch verfolgt
wurden. Aber solcher Unduldsamkeit enthielt sich Richelieu
geiiissentlich. Er hatte das Land jetzt vom Aufruhr gereinigt, und
liess sich nun in seine weitaussehenden Plane für auswärtige Po-
litik ein, von denen ich schon einen kurzen Bericht gegeben habe,
und wodurch er klar bewies, dass sein Verfahren gegen die Pro-
testanten nicht aus Hass gegen ihre religiösen Glaubenssätze ent-
Sprüngen war. Denn die nämliche Partei, die er im Innern angriif,
unterstützte er im Auslande. Er unterwarf die Französischen
Protestanten, weil sie eine aufrührerische Partei im Staat waren,
und alle gegnerischen Ansichten unterdrücken wollten. Aber von
einem Kreuzzug gegen ihre Religion war er so weit entfernt, dass
er sie, wie ich schon bemerkt habe, in andern Ländern begünstigte,
und keinen Anstand nahm, sie durch 'l'ractaten, durch Geld, durch
Waffengewalt gegen das Haus Oesterreich, die Luthcraner gegen
den Kaiser von Deutschland, und die Calvinisten gegen den König
von Spanien zu unterstützen, er, der selbst ein Bischof der katho-
lischen Kirche war.
So habe ich mich bemüht, einen kurzen aber hoffentlich klaren
Abriss der Ereignisse zu geben, welche in Frankreich unter der
Regierung Ludwigs XIII. und vornehmlich unter Riichelieuis Ver-
waltung statt fanden. Aber so wichtig diese Vorfälle waren, bil-
deten sie doch nur Eine Erscheinung aus jener grössern Entwicke-
lung, die sich jetzt fast in allen Zweigen des Nationalgeistes
entfaltete. Sie waren der bloss politische Ausdruck des kühnen
und skeptischen Geistes, welcher allen Vorurtheilen der abergläubi-
schen Menschheit ihre Vernichtung ankündigte. Richelieu's Regie-
rung wurde mit Erfolg gekrönt, und war dem Fortschritte zugeneigt.
Diese beiden Eigenschaften kann keine Regierung vereinigen, die
nicht mit den Gefühlen und der Stimmung des Zeitalters in ihren
Maassregeln harmonirtQ Eine solche Regierung, obwohl sie den
Fortschritt erleichtert, ist nicht die Ursache desselben, eher sein
Maass und sein Symptom. Die Ursache des Fortschritts liegt tiefer
und steht unter der Herrschaft der allgemeinen Richtung der Zeit.
Und wie die verschiedenen Richtungen, die man in einer Generation
L
im) 1633 sagt ihr eigener Historiker, die Reformirten billieten keine Partei mehr.
äenolst, II, 532. Vergl. Sir Thomas Hanmefs Bericht über Frankreich im Jahr 1648
In Bwzbury, Oorresp. of Hammer, 309; Lßlldßll 1838.
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