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Geschichte
des
Franz.
Geistes
wurden abgeschafft und ihre Behörde abgesetzt; aber der grosse
Minister, der dies ausführte, enthielt sich auch jetztider religiösen
Verfolgung, zu der man ihn drängte. m5) Er gewährte den Prote-
stanten die Duldung, die er ihnen früher angeboten und gestand
ihnen förmlich die freie Ausübung ihres Gottesdienstes zu. 196) Aber
so gross war ihre Verblendung, dass sie über seine Duldung murr-
ten, als er eben so den Katholiken die freie Ausübung ihrer Re-
ligion Wieder verschaffte und auf diese Weise den Siegern die
nämliche Freiheit, wie den Besiegten einräumte; sie konnten den
Gedanken nicht ertragen, dass ihre Augen durch die Ausübung
papistischer Cerernonien beleidigt werden sollten. m) Und ihr Un-
Wille stieg so hoch, dass sie im folgenden Jahr in einem andern
Theile von Frankreich sich Wieder in lrVaifen erhoben. Nun waren
sie aber ihrer Haupthülfsquellen beraubt und wurden leicht ge-
schlagen. Ihre Existenz als politische Partei hatte hiermit ein Ende
erreicht, und hinsichtlich ihrer Religion wurden sie von Richelieu
ganz wie früher behandelt. 195) Den Protestanten im Allgemeinen
bestätigte er das Recht zu predigen und die andern Ceremonien
ihres Glaubens auszuüben. 199) Ihrem Anführer Rohan gewährte
er eine Amnestie und einige Jahre darauf stellte er ihn zu wichti-
gen öifentlichen Diensten an. Seitdem waren die Hoffnungen der
Partei vernichtet; die Protestanten erhoben sich nie wieder in
höfe wären bewacht worden, um das Ansgraben der Leichen, die man verzehren
wollte, zu verhindern. S. seine Mem. II, 119.
495) Worin er ganz gewiss von Lirdwig XIII. unterstützt worden wäre, von dem
ein sehr verständiger Schriftsteller sägt: „1l etoit plein de pietä et de zele pour le
sewxiee de Dieu et pour la gnmdeur de Fdglise; et ad plus sensible joie, en prenqmf
La Rochelle et les autres plaees qu'il prit, fut de penser, qu'il clzasserdit de son royaulne
les heretiques, et qu'il le purgerait pur nette wie des diferentes reliyions, qui gätmt e:
infectent Veglise de Dieu." Mem. de Motteeille, I, 425; am. Pefilel, 1824.
496) Bazin, Hist. de Louis XIII, II, 423; Sismandi, Hi-Yi- des Frangais XXIII,
'77; Oapejiguds Richelieu I, 357; Mem. de Fontenay Mareuil II, 122.
497) „Les huguenots murmuraient de voir le retablissement de l'e'glise romaine du
sein de leur ville." Oapeyigueäs Richelieu I, 359.
198) „.Des qu'il ne s'agit plus d'un parti polilique, il caneedd, eomme ä ld Rochelle,
la liberte de eoazseienee et Za faeulte de preehe." Oapefiyueäc Richelieu I, 381. Vergl.
Smedlefjs Hist. III, 201; Mein. de Richelieu IV, 484.
499) Das Edict von Nimes aus dem Jahre 1629 ist ein wichtiges Document und
ündet sich in Quicläs Synodieen I, S. XOVI bis OIII und in Benaist, Hist. de Pädii
de Nanles II. Anhang 92-798. Ein Commentar dazu in Bazin, Hist. de Louis XIII,
III, 36-38. Bazins Werk ist sonst sehr werthvoll, aber zum Unglück für seinen
Ruf führt er nie seine Quellen an.