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bis zum
18. J ahrh.
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deren Gegenwart nach ihrer Meinung Frankreich beitlecke. Aber
Richelieu hatte nur weltliche Zwecke, und wollte den Streit nicht
dadurch verbittern, dass er" ihn zu einem Religionskriege machte.
Er war entschlossen, den Aufruln zu züchtigen, aber die Ketzerei
wollte er nicht bestrafen. Selbst während des Krieges wollte er
jene Edictc der Duldung nicht zurücknehmen, durch welche den
Protestanten völlige Freiheit des Gottesdienstes gewährt wurde. Und
als sie 1626-Zeichen von Reue oder wenigstens von Furcht zeigten,
bestätigte er öHentlich das Edict von Nantes, U") und gewährte
ihnen Frieden, obgleich er sehr wohl wisse, sagte er, dass er da-
durch sich bei denen in Verdacht bringe, „die so selcu nach dem
Namen eifriger Katholiken trachteten". Einige Monate darauf
brach der Krieg wieder aus; und jetzt entschloss sich Richelieu zu
jener berühmten Belagerung von la Rochelle, die ein entscheidender
Schlag für die Protestanten werden musste, wenn sie gelang. Dass
er zu dieser gewagten Unternehmung nur durch weltliche Rück-
sichten bewogen wurde ist leicht zu ersehen, nicht nur aus dem
allgemeinen Geist seiner bisherigen Politik, sondern auch aus sei-
nem späteren Verhalten. Mit den Einzelheitegg dieser berühmten
Belagerung hat die Geschichte nichts zu thun, da solche Gegen-
stände nur für militärische Leser Wcrth haben. Genug la Rochelle
wurde 1628 genommen; und die Protestanten, die durch ihre Geist.
liehen bewogen worden waren, ihren Widerstand fortzusetzen, als
alle Hoifnung auf Ersatz längst aufgegeben war, und, die in Folge
dessen die schrecklichsten Leiden erduldet hatten, mussten sich
auf Gnade und Ungnade ergeben. m) Die Vorrechte der Stadt
490) 1625 schrieb der Erzbischof von Lyon an Richelieu und drang in ihn,
"düzssiäger la Rochelle, et da ckätier, ou 110m" onicux dire, düzxtervzziner Zes lmgueazots,
laute autre afaire cessanie." Bazin, bist. de Louis XIII, II, 276. Ueber den Eifer
des Clerus zur Vertilgung der Protestanten unter Ludwig XIII. kann man auch nach-
sehen Benoist, Hist. de Züfdit de Nmztes II, 155, 166, 232, 245, 338, 378, 472;
Sismomli, XXII, 485.
m) Er bestätigte es im März 1626; Flassan, Hist. de la dzyalomatie frzmgaise
11, 399; und im Januar vorher. Bmoist, Hist. de Vädit de Nantes II, Anhang S. 77, 81.
m) "Oeux qui ajectent autant le 020m de zäläs catlwliques." Mäm- dß Riülwliezz
III, 16; und S. 2 sagt er in demselben Jahr, 1626, dass ihm die Widersfrebfe, ndie
"im trop ardent et präcipitä däsir de ruiner les hugueazots" hätten.
m3) Sisenovzdi, Hist. des Franguis XXIII, 66.
494) Ueber die Leiden der Einwohner siehe die Auszüge aus Dupuis Manu-
sclipten in Capqßgueäe Richelieu I, 351. Fontenay MareuiI, der ein Augenzeuge war,
Saßtl die Belagerten hätten einige Male ihre eigenen Kinder gegessen, und die Kirch-
Buekle, Gesch. d. Civilisatioxi. I. 2. 5