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bis
Zllm
Jahrh.
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Weltmoden" vermeiden: sie dürfen keine Troddeln an ihren Klei-
dern haben, ihre Handschuhe müssen ohne Seide und Bänder sein,
sie haben sich des Aufputzes und der weiten Aermel zu ent-
halten. 188)
Wer die Geschichte der geistlichen Gesetzgeberei nicht studirt
hat, wird sich vielleicht wundern, dass ernsthafte Leute, Leute, die
zu vernünftigen Jahren gekommen, und zu feierlicher Versammlung
vereinigt waren, einen so aufdringlichen und kindischen Geist zei-
gen, dass sie einen so kläglichen Blödsinn entwickeln konnten.
Aber wer einen weiteren Blick über die menschlichen Angelegen-
heiten thun will, wird geneigt sein, nicht sowohl die Gesetzgeber,
als das System, in dem sie nur einen Theil bilden, zu tadeln. Denn
die Menschen selbst handelten nur nach ihrer Art. Sie folgten nur
der Ueberlieferung, in der sie aufgewachsen waren. Durch ihr
Geschäft hatten sie sich daran gewöhnt, gewisse Gesichtspuncte zu
haben, und als sie zur Gewalt gelangten, war es natürlich, dass
sie ihre Ansichten zur Ausführung bringen wollten, und so die
Maximen, die sie schon auf der Kanzel gepredigt hatten, in's Gesetz-
buch übertrugen. Wo wir also von Verordnun en geistlicher Be-
hörden lesen, die im Geiste der Einmischung, der Inquisition und
der Quälerei erlassen wurden, sollten wir uns erinnern, dass sie
nichts als die natürliche Folge. des priesterlichen Geistes sind, und
dass die Mittel, solchen Beschwerden abzuhelten, oder ihr Vor-
kommen zu verhindern, nicht darin gefunden werden können, dass
man die Richtung dieses Standes, von dem sie ausgehen, zu ändern
strebt, sondern vielmehr darin, dass man diesen Stand in seine
gehörigen Grenzen einschlicsst, mit Eifersucht über seine "ersten
Ausschreitungen wacht, jede Gelegenheit ergreift, seinen Einfluss
zu vermindern, und endlich, wenn der Fortschritt der Gesellschaft
einen so grossen Schritt erlaubt, ihm jene politische und gesetz-
geberische Gewalt nimmt, die zwar "allmählig seinen Händen ent-
schlüpft, aber selbst in den höchst civilisirten Ländern noch immer
bis zu einem gewissen Grade von ihm behauptet wird.
Aber lassen wir diese allgemeinen Betrachtungen bei Seite;
jedenfalls wird man zugeben, dass ich Zeugniss genug beigebracht,
m) lbid. I, 165. II, 7, 174, 574, 583. Ebenso versuchte der spanische Klerus
im Anfang unsers Jahrhunderts die Kleidung der Frauenzimmer zu regeln. Dobladds
Letters from Spam, 202-205, ein sehr guter Beweis davon, dass der priesterliche
Geist, sei er katholisch oder protestantisch, immer der nämliche ist.