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des Franz.
Geschichte.
Geistes
Kürze wegen nur die politischen Begebenheiten skizzire, Eine
grosse Menge Protestanten hatten sich dem Aufstande angeschlos-
sen, welcher 161?) von Conde erhoben wurde; 156) und obgleich sie
leicht geschlagen wurden, schienen sie doch entschlossen, das
Schicksal eines neuen Kampfes zu versuchen. In Bearn, wo sie
ungewöhnlich zahlreich waren, m) hatten sie selbst unter Hein-
rich IV. sich geweigert, die katholische Religion zu dulden; .„ihr
fanatischer Klerus, sagt der Historiker von Frankreich, erklärte,
dass es ein Verbrechen sein würde, den Götzendienst der Messe
zuzulassen." m) Diesen Grundsatz der christlichen Liebe setzten
sie Jahrelang wirklich mit Gewalt durch; .sie nahmen das Eigen-
thum der katholischen Geistlichkeit weg und verwandten es für
ihre eigenen Kirchen. '59) Und so Waren in einem Theile des
Königreichs Frankreich die Protestanten im Besitz freier Religions-
übung, während sie in einem andern Theile desselben die Katho-
liken ihre Religion nicht ausüben liessen. Es War kaum zu er-
warten, dass irgend eine Regierung einen so widersinnigen Zustand
dulden würde; und 1618 erging der Befehl, die Protestanten sollten
den Raub zurückgeben, und die Katholiken wieder in Besitz setzen.
Aber die reformirte Geistlichkeit wurde durch diese "kirchenschän-
derische" Zumuthung in Aufruhr gesetzt, ordnete ein öffentliches
Fasten an, regte das Volk zum Widerstande auf, und zwang den
königlichen Commissair von Pau zu flüchten. Dieser war dort in
der Hoffnung eingetrolien, die streitenden Parteien zu einem fried-
lichen Austrag zu bringen. 160)
156) Bazm, Hist. de Louis XIII. I, 381. Sismondi, XXII, 349, sagt, sie hätten
keine hinlängliche Ursache dazu gehabt. Und es ist gewiss, ihre Vorrechte waren seit
dem Ediet von Nantes durchaus nicht vermindert, sondern vielmehr bestätigt und. aus-
gedehnt worden.
457) Feliee, Hist. of tke protestants of Franee 237 sagt von dem niedern Navarra.
und Böam im Jahre 1617: andere sagen der Bevölkerung gehörten zu der
reformirten Kirche". Dies ist vielleicht überschätzt, aber wir wissen von De Thou,
dass sie 1566 in Beazrn die Mehrheit bildeten. Histoire universelle V, 187:
458) „Les ministres fanatiques deelaroient qu'il: ne pouvaient soms erime soufrir
dzms ce pays regenerä Pidolätrie de ld messe." Sismandi, Hist. des Frdngdis XXII, 415.
459) Native sur les memoires de Rohzm I, 26. Vergleiche den Bericht von Pont-
chartrain, der einer von den Ministern Ludwigs XIII. war. Mäm. de Pßntehdrtraiea
II, 248, 264, und Mdn. de Richelieu I, 443.
w") Benzin, Hist. de_Franee sous Louis XIII. II, 62-64. Der eigentliche Kern
der Frage war, dass „l'e'dz'l de Name: ayemi donne pouvoir, tant aux eatholiques qzäaux
huguenots, de rentrer partout ddns leurs biem, Zes eeelesiastiqzoes de Bearn dämanderent
aussytost Zes leurs". Mem. de Fentenay Harem"! I, 392.