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Geschichte
Franz.
des
Geistes
nur Spott und Hohn erregen; 149) aber im Anfange des 17. Jahr-
hunderts war die Veröifentlichung derselben hinreichend, jeden
Privatmann, gegen den sie geschleudert wurde, zu Grunde zu rich-
ten. Und wer durch seine Studien in den Stand gesetzt worden
ist, den kirchlichen Geist zu ermessen, wird sich leicht überzeugen,
dass in jener Zeit die Drohung kein todter Buchstabe blieb. Das
Volk, durch die Geistlichkeit in Wuth gesetzt, erhob sich gegen
Ferrier, griff seine Familie an, zerstörte sein Eigenthum, räumte
seine Häuser aus und plünderte sie, und verlangte mit lautem Ge-
schrei, dass ihnen der "Verräther Judas" ausgeliefert werden solle.
Der unglückliche Mann bewirkte mit genauer Noth seine Flucht;
aber obwohl er sein Leben durch die Flucht in tiefer Nacht rettete,
musste er doch seine Vaterstadt für immer verlassen, denn er wagte
es nicht, an einen Ort zurückzukehren, wo er eine so thätige und
unversöhnliche Partei gegen sich aufgereizt hatte. 150)
Den nämlichen Geist führten die Protestanten auch in andere
Angelegenheiten, selbst in die, welche mit den gewöhnlichen Re-
gierungshandlungen zusammenhängen, ein. Sie bildeten nur einen
kleinen Theil des Volks, aber sie versuchten es, die Regierung des
Königs zu controliren und alle ihre Handlungen durch Drohungen
zu Gunsten ihrer Partei zu wenden. Sie wollten dem Staate nicht
erlauben, selbst zu bestimmen, welche Kirehenversammlungen er
anzuerkennen hatte, ja, sie wollten dem Könige nicht einmal er-
lauben, sich selbst seine Gemahlin zu wählen. Im Jahre 1615 ver-
sammelten sie sich ohne den geringsten Vorwand zu einer Klage
149) Die Begriffe der Theologen über die Excommunication finden sich in I'almci"s
unterhaltendem Buch, Trcatise 072 tlw ulturoh I, 64-67; 1I, 299, 300. Aber die
Ansichten dieses interessanten Schriftstellers sollte man zusammenbringen mit der
unwilligen Sprache Vattels, Le droit des gms I, 177, 173- 111 England geriethen die
Schrecken der Excommunication mit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Verachtung.
Siehe Lzfc af arcltbislzop Shmpe, herausgegeben von Newcoane I, 216. Vergl. S. 363,
und siehe die Bemerkungen des Bedauerus von Dr. Moslwion in seiner Eoclcs. bist.
II, 79, und Sir Pkilip Warwicläs Mem. 175, 176.
45") Ueber die Behandlung Ferrier's , die grosse Aufmerksamkeit erregte, weil sie
zeigte, wie weit die Protestanten zu gehen entschlossen waren, siehe Mävn. de Riche-
lieu I, 177; Mün. de Pontchartrain II, 5, 6,112, 29, 32; Mäm. de Duplessis Moramy
XII, 317, 333, 341, 350, 389, 399, 430; Felicds Hiat. of the prnteslants in Fmme
235; Biogr. univ. XIV, 440; Tallemant de 136mm, Historieties V, 48-54. Smedley,
der sich auf keine Quellen, eusser den beiden Stellen in Duplessis bezieht, hat eine
kurze Nachricht von diesem Auflauf gegeben. Siehe seine Hist. of tke rqformed w-
Zigion in Franve III, 119, 120.