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Geschichte
des Franz.
Geistes
protestantischen Stadt ein Jesuit oder auch nur irgend ein Geist-
licher, den der Bischof angestellt hätte, sollte predigen dürfen. 141)
In einer andern Versammlung verboten sie jedem Protestanten auch
'nur zugegen zu sein „bei einer Taufe, einer Heirath oder einem
Begräbniss, wo ein katholischer Priester fungirte". m) Und als
hätten sie alle Hoifnung der Versöhnung abschneiden wollen, wider-
setzten sie sich nicht nur den gemischten Ehen, wodurch in jedem
christlichen Lande die religiöse Erbitterung gemildert werden ist,
sondern erklärten auch öifentlich, sie würden alle Aeltern, deren
Kinder in eine katholische" Familie heiratheten, vom Abendmahl
ausschliessen. m) Um jedoch nicht unnöthig Beispiel auf Beispiel
zu häufen, Will ich nur noch eins anführen, welches als ein Beweis
von dem Geiste, womit diese und ähnliche Anordnungen durch-
gesetzt wurden, erwähnt zu werden verdient. Als Ludwig XIII.
1620 Pau besuchte, wurde er nicht nur als ketzerischer Fürst un-
würdig behandelt, sondern er fand auch, dass ihm die Protestanten
nicht eine einzige Kirche, nicht einen einzigen Ort frei gelassen
hatten, wo er als König von Frankreich in- seinem eignen Lande
die Andacht verrichten konnte, welche er zur ewigen Seligkeit für
nothwendig hielt. 144)
So behandelten die Französischen Protestanten unter dem Ein-
fluss ihrer neuen Führer die erste katholische Regierung, welche
sie nicht verfolgte, die erste, welche ihnen nicht" nur die freie Aus-
übung ihrer Religion erlaubte, sondern sogar manche von ihnen zu
Vertrauens- und Ehrenämtern erhob. 145) Alles dies war jedoch nur
in demselben Geist, wie ihr übriges Betragen. Sie, die an Zahl
und Geist eine klägliche Minderheit der Französischen Nation aus-
machten, nahmen eine Macht in Anspruch, welche die Mehrheit
aufgegeben hatte, und wollten Andern die Duldung nicht zugestehen,
die sie selbst genossen. Manche ihrer Paiteigenossen verliessen
441)Me'on. de Richelieu 11, 100. Mehr und ähnlicher Nachweis bei Duplessis
Momay, Mäm. XI, 244; Sully, Eo. roy. VIII, 164; Benoist, bist. de Fädit de Nantea
II, 70, 233, 279. ,
m) Quicläs Synoolicon in Gallia II, 196.
443) Einauffallendes Beispiel, wie diese unduldsameAnordnung wirklich durch.
gesetzt wurde, siehe ibid. II, 344.
144)Bazin, hist. de Louis XIII. II, 124; Mäm. de Richelieu II, 109, 110;
Felicvfs 768i. vf tlze proiestants in Frame 238.
445) Im Jahre 1625 schreibt Eowell, letters 178, die Protestanten hätten als In-
schrift über die Thore von Montauban gesetzt: "Boy szms foy, ville sans peur".