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zum
bis
1 8. Jahrh.
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dem die Französischen Protestanten im 17. Jahrhundert und die
Irischen Katholiken in unserer Zeit das beste Beispiel geben. In
solchen Fällen wird immer die Religion, welche von der Regierung
geduldet, aber nicht gänzlich anerkannt wird, am längsten ihre
Lebenskraft behalten, denn ihre Priester, die der Staat vernach-
lässigt, müssen sich urn so enger an das Volk ansehliessen, in
dem allein sie die Quelle ihrer Macht linden können. m) In der
Religion hingegen, die der Staat begünstigt und reich ausstattet,
wird die Verbindung der Priester mit den niederen Laien weniger
innig sein. Die Geistlichkeit wird ihre Blicke eben so wohl auf
die Regierung, als auf das Volk richten; und die Einmischung
politischer Absichten, die Rücksicht auf weltliche Zweckmässigkeit,
und, wenn man es, ohne unehrerbietig zu sein, sagen darf, die
Hoffnung auf Beförderung wird den kirchlichen Geistm) verwelt-
liehen und nach der Entwickelung, die ich schon angedeutet habe,
wird dies den Eintritt der Duldung beschleunigen.
Diese Betrachtungen, die zum grossen Theil den gegenwärtigen
Aberglauben der Irischen Katholiken erklären, werden auch den
früheren Aberglauben der Französischen Protestanten erklären. In
beiden Fallen wies die Regierung die Oberaufsicht der ketzerischen
Religion zurück und liess die höchste Autorität in die Hände der
Priesterschaft fallen, die den Fanatismus der Leute aufstaehelte
und sie im Hass gegen ihre Gegner bestärkte. Was die Folgen
davon in Irland gewesen sind, das wissen am Besten diejenigen
von unsern Staatsmannern, die mit ungewöhnlicher Offenheit er-
klärt haben, Irland sei ihre grösste Schwierigkeit. Was die Folgen
in Frankreich waren, wollen wir jetzt ausfindig zu machen suchen.
L
m) Wir sehen dies auch sehr deutlich in England, wo die Geistlichen der Dis-
senter viel mehr Einfluss bei ihren Zuhörern haben, als die der Staatskirche bei den
ihrigcn. Dies ist von unparteiischen Beobachtern öfters bemerkt worden und wir
haben jetzt statistische Beweise darüber, "dass die Masse der protestantischen Disseiitßr
die Kirchen eifriger besuchen, als die Angehörigen der Staatskirche". S. einen wich-
ügen Aufsatz von Mann On tlze statist. pasiticm of rcligious bodies in Eälylwnd M111
Wales in Journ. of stat. soc. XVIII, 152.
'37) Wie dies in England wirke, darüber hat Le Blaue in Iettres d'un Frangais
I, 257, 268 einige geseheidte Bemerkungen gemacht. Vergl. Lord Hollanofs Mem. of
thc Whig pm-zy II, 253, wo er zu verstehen giebt, dass bei gänzlicher Emancipation
der Katholiken "ihre Fähigkeit zu weltlichen Ehren und Einkünften befördert zu wer-
den dus Fieber des religiösen Eifers etwas dämpfen würde". Beaehtnngswerthe Be-
merkungen hierüber finden sich in Lord Oloncurryis Recollections, Dublin 1849, 342, 343.