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Geistes
des Franz.
Geschichte
Einfluss unter den Schismatikernm) besessen haben. Beide Er-
nennungen sind vom Jahr 1622117); und im Jahr 1634 wurde ein
noch grösserer Anstoss gegeben durch die Erhebung von Sully,
der trotz seiner allbekannten Ketzerei ebenfalls den Marschalls-
stab empfingßls) Dies war Richelieus Werk und beleidigte die
Freunde der Kirche empfindlich; aber der grosse Staatsmann
achtete so Wenig auf ihr Geschrei, dass er nach der Beendigung
des Bürgerkriegs einen neuen eben so anstössigen Schritt that.
Der Herzog von Rohan war der thatigste von allen Feinden der
Staatskirche, und die Protestanten sahen auf ihn als die Haupt-
stütze ihrer Partei. Er hatte für sie zu den Waffen gegriffen, sich
geweigert seinen Glauben zu verlassen, und war durch Kriegsun-
glück aus Frankreich vertrieben worden. Aber Richelieu, der sein
Talent kannte, machte sich wenig aus seinem Glauben. Er rief
ihn aus dem Exil zurück, brauchte i-hn bei einer Unterhandlung
mit der Schweiz, und sandte ihn ins Ausland als Befehlshaber
einer der Armeen des Königs von Frankreichß")
Dies waren die charakteristischen Tendenzen des neuen Zu-
standes der Dinge. Es ist kaum nöthig zu bemerken, wie wohl-
thätig diese grosse Veränderung gewesen sein muss; denn durch
sie wurden die Menschen vor Allen auf ihr Vaterland gewiesen
und, mit Beiseitesetzung ihrer alten Streitigkeiten, lernten katho-
lische Soldaten ketzerischen Generälen gehorchen und ihren Fahnen
zum Siege folgen. Und schon die blosse gesellige Vermischung
der Bekenner eines verschiedenen Glaubens in demselben Lager,
die unter Einer Fahne fochten, muss dazu beigetragen haben, die
Gemüther zu entwaifnen, theils indem die theologischen Streitig-
keiten in einem gemeinsamen weltlichen Zweck untergingen, theils
indem jede Secte nun doch sah, dass ihre religiösen Gegner nicht
gänzlich ohne alle menschliche Tugend wären, dass sie immer
noch einige menschliche Eigenschaften übrig behielten, und dass
M6) "I! n'y await personne dzms Ze parti huyuenot si con-sidärwöle que lui." Talle-
mant des Reomx, Historißttes V, 204.
U7) Biag. Univ. XV, 247; Benoist, Bist. de Fedit de Nantes II, 400.
m) Zusätze zu Sully, Ee. Boy. VIII, 496; Smedlegfs Hist. of ike ref. relig.
in Fremce. III, 204.
.110) Oapezjfiguäs Richelieu II, 57; Mem. de Rolum, I, 66, 69; Mäm. de Bassom.
piewe III, 324, 348; Mem. de Montglat 1, S6; Le Vassor, Hist. de Louis XIII,
VII, 157, VIII, 284. Dieser grdsse Aufschwung in Rohans Umständen fand statt zu
verschiedenen Zeiten zwfschen 1632 und 1635.