Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

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Geschichte 
Geistes 
des Franz. 
an fremden Höfen, er eröffnete Unterhandlungen zu ihren Gunsten 
und brachte endlich zu ihrem Schutz ein öffentliches Bündniss zu 
Stande, das allen geistlichen Rücksichten Trotz bot. Diese Ver- 
bindung, die in der internationalen Politik Europas ein bedeuten- 
des Beispiel gab, wurde von Richelieu nicht nur mit den zwei 
mächtigsten Feinden seiner eignen Kirche geschlossen, sondern 
war auch ihrem ganzen Inhalte nach, wie Sismondi mit Nachdruck 
sagt, „ein Protestantisches Bündniss" zwischen Frankreich, Eng- 
land und Hollandß") 
 Dies allein würde schon Richelieu's Verwaltung zu einer gros- 
sen Epoche in der Geschichte der Europäischen Oivilisation gemacht 
haben. Denn seine Regierung zeigt uns das erste Beispiel davon, 
dass ein ausgezeichneter katholischer Staatsmann die geistlichen 
Interessen systematisch ausser Acht lässt und diese Geringschätzung 
in der ganzen Haltung seiner äussern und inncrn Politik zeigt. 
Etwas Aehnliches mag früher unter den kleinen Fürsten Italieni- 
scher Staaten vorkommen; aber solche Versuche waren nie ge- 
glückt, sie waren nie lange fortgesetzt, noch in einem solchen 
Umfange durchgeführt worden, um sie zu der Ehre eines völker- 
rechtlichen Beispiels zu erheben. Richeliews eigenthümlicher Ruhm 
ist, dass seine auswärtige Politik nicht gelegentlich, sondern un- 
wandelbar von weltlichen Rücksichten geleitet wurde; und ich 
glaube nicht, dass während der langen Dauer seiner Gewalt sich 
die geringste Rücksicht auf jene theologischen Interessen nach- 
weisen lasst, deren Förderung lange für eine Sache von der höch- 
sten Wichtigkeit gegolten hatte. Indem er so consequent die 
Kirche dem Staate unterordnete, indem er das Princip dieser Unter- 
Ordnung im grossen Massstabe mit vieler Geschicklichkeit und 
immer gleichem Erfolge durchsetzte, legte er den Grund zu der 
rein weltlichen Politik, deren Befestigung seit seinem Tode das 
Streben aller vorzüglichsten Europäischen Diplomaten gewesen ist. 
Die Folge war eine höchst heilsame Aenderung, die sich schon 
eine Zeit lang vorbereitet hatte, aber unter ihm zuerst völlig zu 
Stande kam. Denn durch die Einführung dieses Systems wurde 
den Religionskriegen ein Ende gemacht und mehr Gelegenheit zum 
Frieden überhaupt geboten, indem eine von den Ursachen aus dem 
407) 1633 „I,es unzbassadezors de Fwmce, dblngleterre et de Hollands mir-gut ä 
prqfit Z0 repos de Pkiver pour reserrer Zu ßonfädoäation protestante." Sismondi XXIII, 
221. Vergl. in Whitelockeis Swcdisk Embussy I, 275, die Bemerkung, welche 20 Jahre 
gpäter Christine, die TOGhWAI Qustav AÖOIPS, übßf das Bündniss mit "Papistencc machte_
	        
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