VOITI
bis zum
18. Jahrh.
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früher war der Kirche eine noch grössere Unbill widerfahren. Denn
1632, als ernstliche Unruhen in Languedoc ausgebrochen waren,
scheute sich Richelieu nicht, der Schwierigkeit dadurch zu begeg-
nen, dass 61' einige Bischöfe absetze und den andern ihre welt-
liehe Macht nahm. h")
Der Unwille der Geistlichkeit lässt sich leicht denken. Wären
diese verschiedenen Unbilden auch nur von einem Nichtgeistlichen
imssßsangen, so würden sie ihr schon hart angekommen sein, sie
erschienen ihr aber doppelt bitter, weil sie das Werk von Einem
aus ihrer Mitte waren von Einem, der in dem Geschäft aufge-
wachsen war, gegen das er sich jetzt wandte. Dies erhöhte seine
Schuld, denn es hiess zu der Beleidigung noch Verrath hinzufügen.
ES War kein Kampf von Aussen, sondern ein Verrath von Innen.
Ein Bischof demüthig-te "das Bisthum, und ein Kardinal griii" die
Kirche an. S7) Die allgemeine Stimmung der Menschen war jedoch
von der Art, dass die Geistlichen es nicht wagten, einen offenen
Schlag gegen ihn zu führen, sondern nur durchihre Anhänger die
gehässigsten Schmähschriften gegen den grcssen Minister ausstreuten.
Sie sagten, er führe ein unzüchtiges Leben, mache sich öffentlicher
Ausschweifungen schuldig, und habe einen verbrecherischen Umgang
mit seiner eigenen Nichte. es) Sie erklärten, er hätte keine Religion,
wäre nur dem Namen nach Katholik, wäre der Hohepriester der
Hugenotten, der Patriareh der Atheisten, S") und was schlimmer
als alles Andere war, sie klagten ihn sogar an , er wolle ein Schisma
in die französische Kirche bringen. im) Glücklicherweise war die
89) "Les ciuöques furent punzls pur la saisie de leur tenzporel; Ally, Mmes, Uzäs,
furemf priväes de Zem-s prälats." Oapgigue, Richelieu II, 24. Die Protestanten nah-
men die Bestrafung der Bischöfe von Ally und Nimes mit grosser Befriedigung auf.
"Ihre Priester sahen darin eine göttliche Strafe." Benoist, Hist. de Fädit de Neuntes
II, 52a, 529.
87) "In einem kurzen Bericht über Richelieu, der unmittelbar nach seinem Tode
erschien, sagte der Verfasser voller Unwillen: „Er war ein Cardinal, und brachte
lhrühsal über die Kirche." Somers Tmcts V, 540; Vergl. Bazin, IIist. de Louis XIII,
IV, 322.
88) Der abscheuliche Vorwurf hinsichtlich seiner Nichte war bei der Geistlichkeit
besonders beliebt; unter Anderm wurde diese Anklage in der gröbsten Form von dem
Cardillal von Valenqay vorgebracht. Tallemant des Rezmx, Historieites III, 201.
89) "De lä ces petits icrits qui le dänongaient eamme Ze Upontzfo des Izuyuenots" N
"u v5: Zmtriarche des atlßäes." ÜUHIIWFZWS "Richelieu I, 312-"
VIII ) Vergl. Des Rzimox, Historieites I1, 233 mit Le Vassor, Hzst. (Za Loms XIII,
1 11m II? m, 17a, 1x, 277.