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Unmittelbare
der
Ursachen
Franz.
Revolution.
wendbar auf die Kirche gehalten hatte, zum ersten Mal auf den
Staat angewendet wurden. Gleichzeitig mit dieser Bewegung und
in der That zu ihr gehörig, traten Verhältnisse von derselben Art
ein; jetzt gelang es den politischen Oekonomen zu beweisen, dass
die Einmischung der regierenden Klassen selbst den materiellen
Interessen des Landes grossen Schaden zugefügt hatte, und dass
ihre Schutzmassregeln dem geschadet, dem sie hatten nützen wollen.
Diese merkwürdige Entdeckung zu Gunsten allgemeiner Freiheit
gab der demokratischen Partei neue Waffen in die Hand, und ihre
Stärke wurde noch vermehrt durch die Beredtsamkeit ohne Gleichen,
womit Rousseau das Bestehende angritf. Gerade die nämliche Ten-
denz entwickelte sich in dem ausserordentlichen Anstoss, den jeder
Zweig der Naturwissenschaft erhielt; hiedurch wurden die Menschen
mit den Ideen des Fortschritts vertraut und mit den stationären
und conservativen Vorstellungen, welche den Regierungen natürlich
sind, in Conflict gebracht. Die Entdeckungen über die äusserliche
Welt bewirkten eine Unruhe und eine Aufregung des Geistes,
die der Routine feindlich und daher voll Gefahr für Institutionen
war, die sich nur durch ihr Alter empfahlen. Diese Leidenschaft
für Naturkunde bewirkte auch eine Veränderung in der Erziehung,
und durch die Vernachlässigung der alten Sprachen trennte sich
ein anderes Glied von der Kette los, welche die Gegenwart mit
der Vergangenheit verbindet. Die" natürliche Beschützerin alter
Meinungen, die Kirche, konnte der Leidenschaft für Neuerung nicht
widerstehen, denn sie wurde durch Verrath in ihrem eignen Lager
geschwächt. Um diese Zeit nämlich hatte der Calvinismus sich
unter der Französischen Geistlichkeit verbreitet, sie in zwei feind-
liche Parteien getheilt, und es ihr so unmöglich gemacht, sich
gegen ihren gemeinschaftlichen Feind aufzuraifen. Das Anwachsen
dieser Ketzerei war auch darum bedeutend, weil der Calvinismus
durch seinen wesentlich demokratischen Geist eine revolutionäre
Gesinnung selbst in den geistlichen Stand einführte, und so be-
gleitete ein zweiter Streit zwischen der Regierung und der Kirche
den Streit in der Kirche selbst. Dies waren die Haupterschei-
nungen der ausgebreiteten Bewegung, die in der Französischen
Revolution ihren höchsten Punkt erreichte; und alle mit einander
kündigten einen so anarchischen und so durch und durch dcsorga-
nisirten Zustand der Gesellschaft an, dass über eine grosse bevor-
stehende Katastrophe kein Zweifel sein konnte. Zuletzt, und als
Alles zur Explosion bereit war, {iel die Nachricht von dem Ameri-