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bis zum
18. J ahrh.
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sehen, warum ihre Einkünfte zur Erreichung bloss weltlicher Vor-
theile verschwendet werden sollten; sie betrachteten sich -als Ver-
Walter von Fonds, die zu geistlichen Zwecken zurückgelegt waren,
und hielten es für gottloS, einen Reichthum, den die Frömmigkeit
ihrer Verfahren zu heiligen Zwecken bestimmt hätte, in die pro-
fanen Hände bloss weltlicher Staatsmänner fallen zu lassen.
Richelieu, der diese Scrupel nur als Ausflüchte eigennütziger Men-
schen ansah, dachte ganz anders von dem Verhaltniss, welches
der Klerus zum Lande hätteß") Weit entfernt davon, die Interessen
der Kirche für höher als die des Staats zu halten, stellte er den
Grundsatz der Politik auf, „dass der Ruhm des Staats die höchste
Rücksicht wareftäl) Und mit einer solchen Furchtlosigkeit setzte
er diesen Grundsatz durch, dass er eine grosseiVersammlung von
Geistlichen nach Nantes berief und sie zwang, der Regierung eine
ausserordentliche Beisteuer von sechs Millionen Franken zu leisten.
Und da er fand, dass einige von den höchsten Würdenträgern ihre
Unzufriedenheit mit einem so ungewöhnlichen Schritte ausgedrückt
hatten, so legte er Hand an sie und sandte zum Schrecken der
Kirche nicht nur vier Bischöfe, sondern- auch noch die beiden Erz-
bischöfe von Toulouse und von Sens in die Verbannungßi)
Fünfzig Jahre früher würde so etwas ohne Zweifel dem Mini-
ster verderblich geworden sein, der es gewagt hätteJ Aber Riche-
dcvoir compris duns Pextirpation des Iuiretiqzoes; et möme z"! ofrait de grandes sommes,
ä conditioaz qu'on los employdt ä cette guerre."
30) Und darin wird ihm vollkommen Recht gegeben durch die grosse Autorität
Vattels, dessen Worte ich anführen will, zum Nutzen der Politiker, die noch immer
der veljjiihrten Theorie der Kixehenväter anhängen: ,',Loz'n que Pexemption appurtienne
aux biens düfglise parce qzfils sont eonsuaräs ä Dieu, c'est uu contruire per cette raison
meme, qzdils doivent ätre pris les prevniers pour Ze salut de Pätat; nur il n'y u rien
de plus agreable an Pere eommun des lzommes, que de ydrantir nne nation de m ruine.
Dieu, nüvyant besoin de Wien, lui eonsacrer des biens, c'est les destiner ä des usages;
qui lui soient agreables. De plus, les Mens de l'e'ylise, de Fuße-z; du clerge luz" meme,
sont en gmnde partic destines aux pauwes. Quand Petut -est dem le öesoin, il es?
sans douie le premier puuwe, et le plus diyne de seoours." Vuttel, le droit- des Gens,
I, 176, 177.
8') „ Que Zu releututiovz de Petat es! prefäruble ä lautes ckoses." Mem. de Richelieu
n, 482. Dies war 1625, um den Legaten zu widerlegen.
m) Sisvvnoazdi XX1II,'477, 478; Bezin, Hist. de Louis XIII, IV, 325, 326. Der
Kardinal de Retz, der Richelieu persönlich kannte, sagt: vM' h? cfmi- d? 311719159"
"W17 dünne ung atteinte cruelle ä la dignitä et ä Zu lilzerte du clergef dans Iwssemblee
de Nantes, et {l zweit exile, ewee des eirconstanees atroces, six de ses präluts, les plus
vlmßidärables. Mem. de Retz I, 50.