VOTII
ZIITII
bis
Jahrh.
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reich erst am Schlüsse des 18. Jahrhunderts schliesslich von dem
anmaassenden Einfluss dieses mächtigen Standes befreit. Seine
Selbstsucht hatte den Fortgang der Civilisation lange aufgehalten,
denn er hielt das Volk in einer Sklaverei, deren letzte Eindrücke
es 1106i! immer nicht gänzlich losgeworden ist.
Hierin erreichte Richelieu freilich seine Absicht nicht, in ande-
rer Hinsicht jedoch hatte er den vollständigsten Erfolg. Dies ver-
dankte er dem Umstande, dass seine grossen und weitgreifenden
Ansichten mit der skeptischen Richtung harmonirten, von de1' ich
S0 eben gesprochen habe. Denn obgleich dieser merkwürdige Mann
Bischof und Oardinal war, liess er doch nie die Ansprüche seines
Standes die höheren Ansprüche seines Vaterlandes überwiegen. Er
Wusste, was nur zu oft vergessen Wird, dass, wer ein Volk regiert,
die Angelegenheiten bloss mit einem politischen Maassstabe zu
messen hat, und keine Rücksicht nehmen darf weder auf die For-
derungen einer Secte, noch auf die Verbreitung von Ansichten,
ausser in ihrer Beziehung auf die gegenwärtige und praktische
Wohlfahrt der Menschen. Die Folge war, dass während seiner
Regierung man das wunderbare Schauspiel genoss, die höchste
Gewalt in den Händen eines Priesters zu sehen, der durchaus
nichts dafür that, die Macht des geistlichen Standes zu erhöhen.
Ja, er behandelte ihn sogar nach dem damaligen Gefühl mit einer
beispiellosen Strenge. Die königlichen Beichtvater waren wegen
der Wichtigkeit ihres Geschäfts immer mit einer gewissen Ehrfurcht
betrachtet worden; man setzte bei ihnen eine unbetleckte Frömmig-
keit voraus; sie hatten bisher einen ungemein grossen Einfluss be-
sessen, und selbst die mächtigsten Staatsmänner hatten es räthlich
gefunden, eine Rücksicht gegen sie zu beobachten, wie ihre er-
habnc Stellung sie verlangte. 75) Richelieu jedoch war mit den
Künsten seines Gewerbes zu vertraut, um grosse Achtung gegen
diese Gewissensräthe des Königs zu fühlen. Caussin, der Beicht-
A
75) Ueber ihren Einfluss siehe Grägoire, Hist. des confesseurs, und Grete, einen
Efossen Schriftsteller, der immer mit historischen Analogieen bei der Hand ist, Hist.
"f Greeoe VI, 393, 2. Ausg. von 1851. Manche Französische" Könige hatten eine starke
natüflißhe Zuneigung zu den Mönchen, aber das merkwürdigste Beispiel dieser curiosen
Yorhebe, das ich.gefunden habe, wird von Niemand Geringerem als von De Thou
"bei Heinmh 111. erwähnt. Hist. uniw. x, 66a, 661; "Seit iemplfraozzent, soft ädu-
cum") lß präsence d'un meine faisait toujours plaisiv" ä Henri ; et je im a5 mai-mäme
sozwent eniendu dire, que leur vue produisoil le mämc qfet sw son äme, que le 01m-
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