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Ursachen
Unmittelbare
der Franz.
Revolution.
mit verdienter Ausführlichkeit in einem späteren Theil dieses Werks
erzählt werden, wo ich den jetzigen Zustand des Europäischen
Geistes prüfen und mich bemühen werde, seine Aussicht für die
Zukunft anzugeben. Um jedoch unsere Charakteristik Bichat's zu
vollenden, wird es nöthig ein Werk von ihm zu betrachten, welches
Einige für sein werthvollstes halten, worin er nichts Geringeres
vorhatte, als einen erschöpfenden Begriff von den Lebensfunctionen
aufzustellen. Es scheint mir zwar, dass Bichat hier in wesent-
lichen Punkten scheiterte; dennoch steht das Werk selbst bis jetzt
allein und ist ein so einleuchtender Beweis von dem Genie des
Verfassers, dass ich einen kurzen Abriss seiner Grundansichten
geben will.
Das Leben im Ganzen hat zwei verschiedene Zweige, 161) das
Thier- und das Pflanzenlcben. Animalisch ist das Leben, welches
den Thieren ausschliesslich zukommt; das welches beiden, Thieren
und Pflanzen gemeinsam ist, nennt man organisches Leben. Wäh-
rend daher die Pflanzen nur ein Leben haben, hat der Mensch
zwei verschiedene Leben, die unter ganz verschiedenen Gesetzen
und, obwohl innig verbunden, fortdauernd im Gegensatz zu ein-
ander stehen. lm pflanzlichen oder organischen Leben existirt der
Mensch einzig für sich; in dem animalischen Leben kommt er mit
andern in Berührung. Die Functionen des ersteren sind rein inner-
lich, die des zweiten äusserlich. Sein organisches Leben beschränkt
sich auf den doppelten Prozess der Ersohaiiung und Zerstörung:
der erschaifende Prozess ist der der Assimilation, wie Verdauung,
Circulation und Ernährung; der Zerstörungsprozess ist der der Aus-
sonderung, wie Ausathmung, Ausdünstung u. s. w. Dies hat der
Mensch mit den Pflanzen gemein, und im natürlichen Zustande
hat er von diesem Leben kein Bewusstsein. Dagegen ist das
Charakteristische seines thierischen Lebens Bewusstsein, er kann
sich bewegen, fühlen und urtheilen in Folge seines thierischen
Lebens. Durch das erstere existirt er nur vegetabilisch; durch das
Hinzutreten des zweiten Lebens wird er ein Thier. -
Sehen wir nun auf die Organe, wodurch die Functionen dieser
beiden Leben betrieben werden, so fallt uns die merkwürdige That-
sache auf, dass die Organe seines pflanzlichen Lebens sehr unregel-
gän.
464) Biohat,
I , 73.
Recherclws
wie
mort
226;
und
seine
Anut.