Unmittelbare
der Franz.
Ursachen
Revolution.
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und damit diese Methode nicht nur neu, sondern auch werthvoll
sei, muss ihr Urheber zuerst die Mittel seines Gegenstandes voll-
kommen in der Gewalt haben, und sodann auch Originalität und
-einen grossen Umfang des Wissens besitzen, die beiden selten-
sten Arten des Genie's. Hierin besteht die wahre Schwierigkeit
jeder grossen wissenschaftlichen Unternehmung. Sobald irgend ein
Wissenszweig zu den allgemeinen Formen von Gesetzen erhoben
worden ist, enthält er entweder in sich selbst oder in seiner An-
wendung drei bestimmte Zweige: nämlich Erfindungen, Entdeckun-
gen und Methode. Der erste Zweig entspricht der Kunst, der
zweite der Wissenschaft und der dritte der Philosophie. In dieser
Stufenleiter nehmen die Erfindungen bei weitem den untersten Platz
ein, und die grössten Geister beschäftigen sich selten damit; ihnen
Zunächst stehen die Entdeckungen, und hier beginnt das wirkliche
Feld der Intelligenz; denn hier wird der erste Versuch gemacht,
nach der Wahrheit um ihrer selbst willen zu forschen, und jene
praktischen Rücksichten bei Seite zu setzen, worauf sich Erfin-
dungen nothwendig beziehen. Dies ist Wissenschaft im eigentlichen
Sinne; und wie schwer es ist, diese Stufe zu erreichen, sieht man
aus der Thatsache, dass alle halb civilisirten Nationen allerlei
grosse Erfindungen, aber keine grossen Entdeckungen gemacht
haben. Die höchste von allen drei Stufen ist jedoch die Philosophie
der Methode, welche sich zur Wissenschaft eben so verhält, wie
die Wissenschaft zur Kunst. Von ihrer ausserordentlichen, ja von
der höchsten Wichtigkeit derselben geben uns die Jahrbücher der
Wissenschaft hinlängliche Beweise, und aus Mangel daran haben
einige sehr grosse Männer durchaus gar nichts ausgerichtet, und
ihr Leben in fruchtloser Thätigkeit hingebracht, nicht weil sie es
an der Arbeit fehlen liessen, sondern weil ihre Methode unfruchtbar
war. Der Fortschritt jeder Wissenschaft hängt meh1' von dem
Plane ab, nach dem sie bearbeitet wird, als von der wirklichen
Plähigkeit der Arbeiter selbst. Wenn Reisende in einem unbe-
kannten Lande ihre Kraft durch Verfolgung falscher Wege er-
schöpfen, so werden sie den Punkt verfehlen, wo sie hinwollen
nommen giebt es zwei Methoden, die inductive und die deductive. Sie sind zwar
Wesentlich verschieden, aber so mit einander vermischt, dass es unmöglich ist, sie
gänzlich zu trennen. Die Erörterung des wahren Wesens dieses Unterschiedes behalte
ich mir vor für meine Vergleichung der Deutschen und Amerikanischen (Zivilisation
im nächsten Bande.