Unmittelbare Ursachen
der Franz.
Revolution.
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seinem Tode, m) gab er sein grosses Werk über die Anatomie
heraus, und darin ordnet er das Studium der Organe dem Studium
der Gewebe, aus denen sie bestehen, gänzlich unter. Er stellt auf,
der Körper des Menschen bestehe aus 21 verschiedenen Geweben;
alle seien zwar wesentlich verschieden, hätten aber die beiden
grossen Eigenschaften der Dehnbarkeit und der Oontractilitat mit
einander gemein. m) Diese Gewebe unterwarf er mit unermüd-
lichem Fleisse 143) aller möglichen Untersuchung. Er untersuchte
sie in verschiedenen Lebensaltern und Krankheiten, um sowohl
ihre normale, als ihre pathologische Entwickelung festzustellenßß)
441) Biog. mm). IV, 468, 469.
m) Eine Liste der Gewebe giebt Biclmt, Anat. yän. I, 49,. und S. 50 sagt er:
„Unter welchem Gesichtspunkt man auch die Gewebe betrachten mag", sie gleichen
sich durchaus nicht; die Natur, nicht die Wissenschaft hat eine Grenzlinie zwischen
ihnen gezogen." Es ist jedoch gegenwärtig Grund vorhanden zu glauben, dass sowohl
die animalischen als die vegetabilischen Gewebe in all ihren Verschiedenheiten auf den
Ursprung aus der Zelle zurückgeführt werden können. Diese grosse Ansicht, welche
besonders Schwann durchgeführt hat, wird, wenn sie vollständig festgestellt ist, die
weitgreifendste allgemeine Auiiassung sein, die wir über die organische Welt besitzen,
und ihr Werth kann nicht leicht überschätzt werden. Doch liegt eine Gefahr nahe,
durch voreilige Erreichung eines so umfassenden Gesetzes die untergeordneten, aber
stark ausgedrückten Verschiedenheiten der wirklich existirenden Gewebe zu vernach-
lässigen. Burdach, Traitä de physioloyie VI, 195, 196, hat einige gute Bemerkungen
über die im Studium der Gewebe eingerisenc Verwirrung gemacht, eben weil man
die hervorspringenden charakteristischen Unterschiede, die Bichat angegeben, ausser
Acht gelassen.
443) Pinel sagt: „In einem einzigen Winter hat er mehr als G00 'Leichen seeirt."
Notice sur Biclmt S. XIII,'in vol. I seiner Anal. gän. Durch solche ungeheure Arbeit,
die er Tag und Nacht in einer nothwendig verderbten Atmosphäre fortsetzte, legte er
den Grund zu einer Kräuklichkeit, die einen kleinen Unfall tödtlich machte, und ihn
in einem Alter von 31 Jahren wegraifte. Pinel sagt S. XVI: "Man hat Mühe sich
vorzustellen, dass das Leben eines Menschen ausreichen könne zu so viel Arbeiten und
zu so vielen Entdeckungen, die er gemacht oder angedeutet. Bichat starb, ehe er
sein 32. Jahr vollendet hatte I"
444) Dieser Art vergleichenden Anatomie (wenn ich so sagen darf), die vor seiner
Zeit kaumexistirte, legte Bichat grorssen Werth bei, und sah deutlich ein, dass sie
mit der Zeit für die Pathologie äusserst wichtig werden würde. Anat. gen. 1, 331,
332, II, 234-241, IV, 417. Ungliicklicher Weise wurden diese Forschungen von
seinen unmittelbaren Nachfolgern nicht gehörig verfolgt; und Müller, der lange nach
seinem Tode schreibt, musste sich wegen deriwahren Prinzipien der allgemeinen Patho-
logie besonders auf Bichat beziehen. Müllerhv Physiology, 1840, I, 808. Auch Vogel
in seiner Patholayical rmatomy", 1847, 398, 413, bemerkt den Fehler, den ältere Patho-
logen gemacht, indem sie auf Veränderungen inden Organen merkten, und die in den