Unmittelbare
der Franz.
Ursachen
Revolution.
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zusammenhalten, so müssen wir ihn den tiefsten Denker und den
vollendetsten Beobachter nennen, der noch den thierischen Orga-
nismus studirt hatm) Ihm fehlte zwar die umfassende Kenntniss,
wodurch sich Ouvier auszeichnete, aber obwohl deshalb seine Be-
griffe aus einem kleineren Felde genommen waren, so waren sie
andererseits weniger provisorisch; sie waren, wie es mir scheint,
vollendeter und gewiss hatten sie es mit wichtigeren Gegenständen
zu thun. Denn Bichafs Aufmerksamkeit richtete sich vorzugsweise
auf den menschlichen Organismus '38) im weitesten Sinne des Worts;
sein Zweck war, die Organisation des Menschen zu untersuchen,
und sich wo möglich zu einer Einsicht in die Ursachen und die
Natur des Lebens zu erheben. In dieser glänzenden-Unternehmung
scheiterte er im Ganzen genommen; was er aber in einzelnen Thei-
len derselben leistete, ist so ausserordentlieh, und hat einigen der
höchsten Wissenszweige einen solchen Anstoss gegeben, dass ich
seine Methode kurz andeuten will, um sie mit der andern Methode
zu vergleichen, welche zu derselben Zeit Ouvier mit so ausser-
ordentlichem Erfolg anwendete.
Der wichtige Schritt Guvier's war, dass er auf der Nothwen-
digkeit bestand, die Organe der Thiere im grossen Zusammenhange
zu studiren, statt nach der alten Weise nur ihre Gewohnheiten und
äusserlichen Eigenschaften zu beschreiben. Dies war eine grosse
Verbesserung. An die Stelle oberflächlicher und populärer Beob-
achtungen setzte er ohne" Weiteres das Experiment und führte da-
137) Wir können Aristoteles ausnehmen; aber zwischen Aristoteles und Biehat
finde ich keinen in der Mitte.
433) Aber nicht ausschliesslich. Bladnuille, Phys. comparäe lI, 304 sagt: UOelui
qm", comme Bichat, bomait ses ätudes ü. Hmatomie 1zu1nuine,'" und S. 350: "Quemd
an m2 czms-idäre que ce qm" ce passe ckez Phomww, ainsi que l'a fait Biclmt." Dies
ist jedoch viel zu absprechend. Bichat erwähnt "las expö-riences nombreuses que j'ai
faites sw les anionaux vivans." Biclmt, Anat. gänärale I, 332 und über andere- Bei-
spiele von Experimenten siehe I, 164, 284, 311, 312, 320, II, 13, 25, 09, 73, 107,
133, 135, 225, 264, 423, III, 151, 218, 242, 262, 363, 364, 400, 478, 501, IV, 27,
28, 34, 46, 229, 247, 471; siehe auch Biclwt, Iieelwrches sur la wie, 262, 265, 277,
312, 336, 356, 358, 360, 388, 384, 400, 411, 439, 455, 476, 432, 494, 512; und
seinen Traitä des membmnes, 48, 64, 57, 130, 158, 196, 201, 224. Dies sind
Experimente mit Thieren, welche Adiesem grossen Physiologen zur Aufstellung
seine;- grossm-tigen allgemeinen Sätze halfen, welche zwar auf den Menschen ange-
wendet, aber keineswegs allein aus der Anatomie des Menschen gesammelt waren.
Die Unmöglichkeit, ohne vergleichende Anatomie Physiologie zu treiben, ist sehr gut
dargelegt von Rymer Jones, (Jryanization af the animal kingdo-ln, 1855, 601, 791.