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Unmittelbare Ursachen
der
Franz.
Revolution.
der die Autorität der innern Welt erhöhte und das Ansehen der
Aussenwelt schwächte. Er verwirft also die Reflexion als eine
Quelle unserer Gedanken ganz und gar; und zwar theils Weil sie
bloss der Kanal ist, durch den die Ideen von den Sinnen heriliessen,
theils weil sie ursprünglich selbst ein sinnlicher Eindruck ist.
Nach ihm bleibt also nur die Marge übrig, wie unsre Berührung
mit der Natur uns mit Ideen versorgt. Denn in diesem System
werden die Geistesvermögen des, Menschen bloss durch die Wir-
kung der Sinne erzeugt. Die Urtheile, welche wir bilden, sagt
(londillac, werden oft von Gott hergeleitet, eine bequeme Art des
Denkens, die nur aus der Schwierigkeit entspringt, die Urtheile zu
fassenw") Nur durch die Ueberlegung, wie unsere Urtheile wirk-
lich entstehen, können wir dies Dunkel entfernen. In Wahrheit
ist unsre Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand nichts andres, als
die Empfindung, die dieser Gegenstand erregt; '01) und was wir
abstracte Begriffe nennen, sind nur verschiedene Arten unsrer Auf-
merksamkeitßo?) Nachdem die Begriffe so erzeugt sind, ist der
weitere Prozess sehr einfach. Auf zwei Begriffe zu derselben Zeit
achten, heisst sie vergleichen; so dass Vergleichen nicht eine Folge
der Aufmerksamkeit, sondern diese Aufmerksamkeit selbst ist. '03)
Dies giebt uns sogleich das Vermögen des Urtheilens, denn so wie
wir eine Vergleichung anstellen, bilden wir nothwendig ein Ur-
theilJM) Eben so ist das Gedächtniss ein umgeformter sinnlicher
Eindruck, m) und Einbildung ist wieder nur Gedächtniss; wird
dieses nämlich zu seiner höchstmöglichen Lebhaftigkeit aufgeregt,
99) nloeke distinyeoe dem: sourees de nos idees, les sens et la reffiexian. Il seroit
plus exaot de n'en reconnaitre qu'une, seit paree que la, wfjiexioü n'est dans szm prin-
dlkße que la sensatim mäme, soit pareeqvfelle est Inoins la source des idäes, que le canal
pur lequel alles deeozdent des sens." Uondillae, Traite des sensations '13. Siehe auch
19, 216, wie die Sinneneindrücke Reflexion werden, und wie er dies 416 zusammen-
fasst: „ Que toutes nos connaissances viennent des sens, et particuliärement du toucher."
400) Er sagt von Malebranche, in dem Traiie des sensations 312: "N0 pozwant
eomprendre comment nous fm-merizms nous-mämes ces Jügemens, il les altribue ä Dieu ;
mßmäre de ygisonnüf fort eommode, et presque toujours Zu ressouree des philosoplzes."
404) "Mais ä peine jÜuvöte la we su-r am objet, que les sensations partieulieres
que fen regoig sont Vattention aneme qßw je lwi dwlne." ' Traite des sensalions 16.
m!) „Ne sont que dzjfärentes manieres düätre attentif". " 122,
403) "ms qu'il y a double attention, il y a oompardison; ear ötre attentzf ä deux
idees au les eomparer, c'est la mäm ehose." 17.
404) „D2's qu'il y a eampanzison, z"! y a jzegenzewt." G5.
m5) „La memoire n'est dem: que la sensation tranqfurmz-üz." S. L7. Vergl. S. 61.