Unmittelbare
Ursachen
der Franz.
Revolution.
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Schmerzen zu lindern, und aus diesem Grunde sehnt sich der
Mensch nach der Gemeinschaft mit seinem Freundeßü) Weiter hat
das Leben nichts zu bieten. Das Gute um des Guten Willen zu
lieben, ist ebenso unmöglich, als das Böse um des Bösen willen
zu wollenßl) Die Mutter, die über den Verlust ihres Kindes weint,
wird nur durch Selbstsucht bestimmt; "sie trauert, weil ihr eine
Lust entzogen worden, und weil sie eine Leere erblickt, die schwer
zu füllen ist. S3) So haben die erhabensten Tugenden ebensowohl
wie die niedrigsten Laster ihre Ursache in dem Vergnügen, das wir
in der Ausübung derselben findenß") Dies ist der grosse Beweggrund,
aus dem Alles entspringt. Alles was wir haben und Alles was wir
sind, verdanken wir der Aussenwelt, noch ist der Mensch irgend
etwas Anderes, als was die ihn umgebenden Dinge aus ihm machenßo)
Ich habe die Ansichten dieses berühmten Werks etwas weit-
läufiger gegeben, nicht sowohl wegen des Talentes, womit sie vor-
geführt werden, als weil sie uns einen Schlüssel zu den Bewegungen
eines höchst merkwürdigen Zeitalters geben. Sie waren so voll-
kommen im Einklange mit den vorherrschenden Richtungen, dass
sie ihrem Urheber nicht nur sehr rasch einen Europäischen Ruf
verschaiften, sondern auch noch jahrelang an Einfluss zunahmen
und in Frankreich insbesondere eine grosse Herrschaft ausübtenf")
Wie Frankreich das Land war, wo sie aufkamen, so War es auch
das Land, wofür sie sich am besten eigneten. Madame Dudeffand,
die ihr langes Leben in Französischer Gesellschaft zubrachte, und
eine der schärfsten Beobaehterinnen ihrer Zeit war, hat dies sehr
815) D0 Pcaprit lI, 45. Er fasst sich zusammen: „Il skmszlßit quc Fmnitiä, ainsi
qzw Favarice, Forgueil, Pambilion ct las autres passions, es! Pefct immädiat de Zu semi-
bilitä -plzysz'quc. "
57) „Il Zui est aussi impossilzle d'az'mco' le bien pour le bien, que efaimer le mal
pom" le mal." Ibid. I, 73.
88) 10m. 11, 249.
89) Ibid. II, 58.
90) "ATozas soamnes uniquevzzent ce que Maus font les objets qui noua envirmment."
Ibid. 11, 306.
94) Saint Surin, ein eifriger Gegner von Helvetius, giebt zu: "lies Jimmgers leg
plus riwninents pur leurs digniiäs ou pur Zeuw lumikres, däsiraient d'ätv'o introduiis ehe;
am jahilosophe dont le nom retentissait dam toute l'Europe." Bing. univ. XX, 33.
92) Brissmg, Mäm, I, 339 sagt vom Jahr 1775: "Le systäme d'Helwez'tz'us avait
alm-s 1a plus glrande vogue." Turgot, der dagegen schrieb, beklagt sich, dass er
Uawec um: Sorte de fureur" gepriesen würde. Oeuv. IX, 297; und Georgel, Mäm.
n, 255 sagt; "(Je liwe, äcrit mmc un style plein de ohaleur et Wimages, se irouvoit
sur toutes les toilettes.
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