Ursachen
Unmittelbare
der
Franz.
Revolutioh
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den Titel führt "über den Geist," so enthält es doch nicht eine
einzige Stelle, aus der man sehliessen könnte, dass der Geist in
dem Sinne wie das Wort gewöhnlich gebraucht wird, auch nur
existirt. In diesem Werke, welches 50 Jahre lang den Codex
Französischer Sitten bildete, wurden Grundsättze aufgestellt, welche
genau in demselben Verhältniss zur Ethik, wie der Atheismus zur
Theologie stehen. Helvetius nimmt gleich im Anfang seiner Unter-
suchung als eine unbestreitbare Thatsache an, der Unterschied des
Menschen von andern Thieren sei die Folge eines Unterschiedes
ihrer äussern Gestalt; und hatten z. B. unsere Handgelenke sich
nicht in Hände und biegsame Finger, sondern in Hufe, wie beim
Pferde geendigt, so würden wir über die Erde umhergewvandert
sein, unwissend in allen Künsten, gänzlich wehrlos, und nie eine
andere Sorge gehabt haben, als wie wir den Angriffen der wilden
Thiere entgehen und unsere tägliche Nahrung und Nothdurft finden
sollten") Da.ss die Bildung unseres Körpers der einzige Grund
unserer gerühmten Ueberlegenheit sei, wird einleuchtend, wenn wir
linden, dass unsere Gedanken nur das Produkt von zwei Fähig-
keiten sind, die wir mit den Thieren gemein haben, nämlich der
ltlahigkeit, Eindrücke von Aussen zu empfangen, und der Fähigkeit,
uns dieser Eindrücke hinterher zu erinnernf") Daraus, sagt Hel-
vetius, folgt, dass unsere Sinnlichkeit und unser Gedäehtniss, weil
die innern Fähigkeiten des Menschen und der andern Thiere die-
selben sind, uns nichts nützen würden, hatten wir nicht die äussern
Vorzüge, durch die" wir uns auszeichnen, und denen wir das Wich-
tigste verdanken. e") Aus diesen Vordersatzen lassen sich dann
leicht alle wesentlichen Prinzipien für sittliche Handlungen ableiten.
Da das Gedäehtniss nur ein Organ der physischen Empfindungfl)
78) "S5 la natura, au lieu dß mains et de doiyls jiexibles, cüt terminä nos paigncts
pur 1m pied de cheval, qm! doute quc las Iwmmcs, szms art, soms kabitalions, sang
döfensc conire les rmimmex, iout occzlpäs du soioz de pouwoir ä leur nourriiuiw et
rfäviier las bötes färoces, m: fussßnt mcare cwants dans los foröts commc des iroupcaux
fugiiifs ?'f Hclvetius, De Pesprit 1, 2. Hätte Ilelvetius je Aristoteles Angriff auf
Anaxagoras gelesen, weil er gesagt: äuk 16 l-Eiyuq äjgsw QQOI'LIII0JTILTOI' siwm 11511 {qmm
vöv 1111390121011 (durch seine Hände sei der Mensch das gescheidteste Thier)? Uud-
wortk, Im. syst. III, 311.
79) De Pesprit I, 2.
30) lbid. I, 4.
84) „.En eifet la mämoire m: peut ötre qu'un des oryunßs de la sensibiliiz? physiqzlß."
l, G. Vergl. was Lcpelletier darüber sagt, Plzysiol. mädaicale III, 272.
Buckle, Gesch. d. (Zivilisation. I. 2. 21