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I6. bis zum
J ahrh.
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Heinrichs IV. Zum Unglück fiel dieser grosse König, der alles
Dies geleistet hafte, als ein Opfer des fanatischen Geistes, zu dessen
Demüthigung er so viel gethanf") aber die Ereignisse nach sei-
nem Tode zeigten, welch' ein gewaltiger Anstoss dem Zeitalter
gegeben worden war.
Nach dem Morde Heinrichjs IV. im Jahre 1610 fiel die Regie-
rung in die Hände der Königin, und sie verwaltete dieselbe wäh-
rend der Minderjährigkeit ihres Sohnes Ludwig's XIII. Ein merk-
würdiges Zeugniss für die Richtung, welche der Geist jetzt nahm,
1st, dass diese schwache und bigotte Fraum) sich der religiösen
Verfolgungen enthielt, die nur noch eine Generation früher als
nothwendiger Beweis einer aufrichtigen Religiosität betrachtet wor-
den waren. Das muss wirklich eine Bewegung von ungewöh11-
licher Kraft gewesen sein, die im Anfange des 17., Jahrhunderts
eine Prinzessin aus dem Hause Medicis, eine unwissende aber-
gläubisehe Katholikin, die mitten unter Priestern aufgewachsen und
an ihren Beifall als den höchsten Gegenstand irdischen Ehrgeizes
zu sehr gewöhnt war, zur Toleranz zwingen konnte.
Dies geschah wirklich. Die Königin behielt die Minister Hein-
rieh's IV. .bei und verkündigte, sie würde in jeder Hinsicht seinem
Vorbilde folgen. '33) Ihr erster öffentlicher Aetwar eine Erklärung,
dass das Ediet von Nantes unverletzlich beibehalten werden solle;
denn, sagt sie, „die Erfahrung hat unsre Vorgänger gelehrt, dass
gewaltthätiges Verfahren, Weit davon entfernt, die Menschen zur
Rückkehr zum katholischen Glauben zu bewegen, sie vielmehr
daran verhindert." 64) Ja sie war in dieser Hinsieht so besorgt,
'51) Als Ravaillae verhört wurde, sagte er: „er wäre zu der That bewogen wor-
den durch das Interesse der Religion und durch einen unwiderstehlichen Trieb."
Buzm, IIist. de Louis XIII. I, 38. Dies Werk enthält den vellständigsten Bericht
über llavaillae, denn ieh- kenne; ausserdem wird er geschildert in Los bist. de Zelle-
man! des Rämlx I, 85, Paris 1840, einem sehr seltsamen Buche.
62) Le Vassor, Hist. de Loäis XIII. I, 279, nennt sie Usuperstitieusc au dernlea-
3101711! und V, 4811 Hfemme oredule et superstitleuse." Siehe auch III, 250, VI,
528; 111111 Grrfqoirß, JIist. des canfesseurs 65.
63) "Elle amzonga qu'elle vouloit suivre m tout Pexemple du feu W15 L6
mivlisilrre Hmri I V., que la reine continzloit. " ßisanondi, Hisf. des Fmngais XXII,
205, 210. Zwei Briefe von ihr in Duplessis Momay, Mäm. et vvrreßp. XI, 282, XII,
423- Sully hatte gefürchtet, der Tod Heinrielfs IV. würde eine Aenderung in der
Politik herbeiführen: Uque l'on süzlloz"! jetter dem des clesseim ious eantraircs am
TE-Vles: Wdrcs et nzaxivnes du feu roy." Eßlm- WIV- VIII, 4-01.
M) Siehe die Erklärung in Bazin, IIist. de Louis XIII, I, 74, 75; und Erwäh-
nung derselben in Mem. de Richelieu I, 58; Capefigueiv Riohel. I, 27 ; Benoist, Hist.