Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

Unmittelbare 
Ursachen 
der Franz. 
Revolution. 
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Die bedeutendsten Franzosen begannen ihre Angriffe auf den Staat, 
und in der Hitze ihrer neuen Kriegführung liessen sie in ihrer 
Opposition gegen die Kirche nach. Unterdessen aber keimte der 
Same, den sie gesät hatten, in dem Staate selbst. Der Gang der 
Angelegenheiten war so reissend, dass die antikirchliehen Meinun- 
gen, die noch vor wenig Jahren als widersinnige Ansichten übel- 
wollender Leute bestraft werden waren, jetzt von Senatoren und 
Ministern aufgenommen und ausgeführt wurden. Die Herrscher 
von Frankreich führten Prinzipien aus, die bisher nur eine Sache 
der Theorie gewesen waren, und so geschah es, wie es immer ge- 
schieht, dass praktische Staatsmänner Ideen nur anwenden und 
ausführen, die lange vorher von weiter fortgeschrittenen Denkern 
angegeben worden sind. 
Daraus folgte, dass zu keiner Zeit während des 18. Jahrhun- 
derts die Denker und die Praktiker sich völlig gegen die Kirche 
zusammenthaten; in der ersten Hälfte des Jahrhunderts war die 
Geistlichkeit vornehmlich durch die Literatur angegriffen worden, 
und nicht durch die Regierung; in der zweiten wurde sie durch 
die Regierung und nicht durch die Literatur angegriffen. Einige 
Umstände dieses sonderbaren Ueberganges sind schon angegeben, 
und hoffentlich dem Leser deutlich geworden. Ich will jetzt den 
Ueberblick vervollständigen, indem ich zeige, dass eine entsprechende 
Veränderung in allen andern Zweigen der Forschung stattfand; 
und während in der ersten Periode die Aufmerksamkeit vornehm- 
lich auf geistige Phänomene gerichtet war, dass sie in der zweiten 
mehr auf physische gerichtet wurde. Dadurch erhielt die politische 
Bewegung einen bedeutenden Zuwachs -an Kraft, denn der Fran- 
zösische Geist verlegte seine Arbeiten auf ein anderes Feld, lenkte 
die Gedanken der Menschen vom Innern auf das Aeussere, sam- 
melte ihre Aufmerksamkeit mehr auf ihre materiellen, als auf ihre 
spirituellen Bedürfnisse, "und wandte seine Feindseligkeit, die er 
früher für die Uebergriffe der Kirche gespart hatte, jetzt auf die 
Uebergritfe des Staats. Ueberall wo die Neigung entsteht, das, 
was von Aussen kommt, dem vorzuziehen, was von Innen kommt, 
und so die  Materie auf Kosten des Geistes zu bevorzugen, 
wird immer auch eine Neigung vorhanden sein zu glauben, dass 
eine Institution, die unsere Meinungen fesselt, nicht so schädlich 
sei, als eine, die unsere Handlungen im Zaume hält. Ganz ebenso 
werden Menschen, welche die fundamentalen Wahrheiten der Reli- 
gion verwerfen, sich wenig daraus machen, in welchem Grade diese
	        
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