der Franz. Revolution.
Unmittelbare Ursachen
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sachen nothwendig zur allgemeinen Geschichte gehört, und wie
wir gleich sehen werden, in genauster Verbindung mit" der Fran-
zösischen Revolution steht.
Das erste was uns auffallen muss, ist, dass der Calvinismus
eine Lehre für die Armen und der Arrninianismus eine für die
Reichen ist. Ein Bekenntniss, das auf die Nothwendigkeit des
Glaubens besteht, muss wohlfeiler sein als eins, das auf die Noth-
wendigkeit der Werke besteht. In dem erstern Falle sucht der
Sünder seine Seligkeit durch die Starke seines Glaubens zu erlan-
gen, in dem letztern Falle sucht er sie durch die Fülle seiner Bei-
träge zu erreichen. Und da diese Beiträge, so lange der Klerus
bedeutende Macht hat, immer denselben Weg gehen, so finden wir,
dass in Ländern, welche die Arminianische Lehre von den Werken
begünstigen, die Priester besser bezahlt sind, und die Kirchen
reicher ausgeschmückt werden, als in denen, wo der Calvinismus
die Oberhand hat. Ja die allergemeinste Rechnung muss es ein-
leuchtend finden, dass eine Religion, die unsere christliche Liebe
auf uns selbst beschränkt, wohlfeiler ist als eine, die unsere christ-
liche Liebe auf Andere lenkt.
Dies ist die erste grosse praktische" Abweichung der beiden
Bekenntnisse von einander, eine Abweichung, von der sich jeder
überzeugen kann, der mit der Geschichte verschiedener christlicher
Völker bekannt, oder auch nur in Ländern gereist ist, wo "die ver-
schiedenen Bekenntnisse gelten. Eben so lässt sich beobachten,
dass die römische Kirche,. deren Gottesdienst wesentlich in die
Sinne fallt und die prächtige Kathedralen und pomphafte Gebräuche
liebt, immer gegen die Calvinisten eine viel grössere Feindseligkeit
gezeigt hat, als gegen eine andere protestantische Secteßs)
Aus diesen Verhältnissen entsprang, unvermeidlich die aristo-
kratische Richtung des Arminianismus und die demokratische des
Calvinismus. Das Volk hat Pomp und Schaugepränge eben so
gern als die Adeligen, aber es will sie nicht bezahlen. Ungeschulte
Gemüther werden leicht durch den Aufzug einer zahlreichen Priester-
33) Heber, Life of Jeremy Taylor CXX, sagt, "der Galvinismusl sei ein System,
das für den Katholiken abstossender sei als alle andern." Philipp II., der grosse Ver-
theidiger des Katholicismus, hasste die Calvinisten ganz besonders und nennt in einem
seiner Edicte ihre Seete nabscheulioh." De Tlmu, Hist. X, 705, XI, 458. Um
einen früheren Fell zu geben: als die römische Inquisition 1542 Wieder hergestellt
ward, wurde befohlen, dass die Ketzer und "insbesondere die Calvinisten" nicht gee
duldet werden sollten. Ranke, Die Päpste 1, 211.