Vierzehntes
Kapitel.
Unmittelbare
Ursachen
der Französischen Revolution
des 18. Jahrhunderts.
1151m
zweiten
In dem vorletzten Kapitel habe ich die Verhältnisse zu er-
forschen gesucht, welche fast unmittelbar nach dem Tode Lud-
wigis XIV. die Französische Revolution vorbereiteten. Es ergab
sich, dass der Französische Geist durch das Beispiel und die Lehren
Englands zur Thätigkeit aufgestachelt wurde, und dass diese An-
regung einen grossen Bruch der Französischen Literatur mit der
Französischen Regierung herbeiführte, oder wenigstens beförderte;
einen Bruch, der um so merkwürdiger ist, da die Literatur unter
Ludwig XIV. trotz ihres zeitweiligen Glanzes beständig unterwürfig
und genau mit der Regierung, die ihre Dienste immer bereitwillig
belohnte, verbündet gewesen war. Wir haben auch gesehen, dass
die regierenden Klassen, als dieser Bruch mit den intellectuellen
Klassen erfolgt war, ihrer alten Gewohnheit getreu, den Geist der
Forschung, den sienicht gewohnt waren, zu züohtigen begannen.
Daher die Verfolgungen, die fast ohne alle Ausnahme gegen jeden
Mann der Wissenschaft gerichtet" wurden, und daher auch die
systematischen Versuche, die Literatur wieder zu der Unterthänig-
keit zurückzubringen, in der Ludwig XIV. sie gehalten -hatte. Es
hat sich ferner gezeigt, dass die grossen Franzosen des 18. Jahr-
hunderts bei allen Leiden, die ihnen die Regierung und die Kirche
fortdauernd anthat, sich dennoch des Angriffs auf die Regierung
enthielten, und ihre Feindseligkeit gegen die Kirche wandten. Wir
haben gezeigt, dass diese scheinbare Anomalie, die religiösen Insti-
tutionen angegriffen und die politischen verschont zu sehen, ganz
natürlich aus der bisherigen Geschichte der Französischen Nation
entsprang, und wir haben versucht zu zeigen, worin diese Ante-
cedenzien bestanden und wie sie wirkten. In dem vorliegenden
Kapitel will ich diese Untersuchung vollenden durch die Betrach-
tung der nächsten grossen Stufe in der Geschichte des. Französischen