VOIII
Ende
des
des
Eilde
bis
18. Jahrhunderts.
289
Fruchtbarkeit der Frauen, 133) und den Einfluss des Klima's auf die
Veränderung des Verhältnisses der männlichen und weiblichen Ge-
burten. m) In andern Fallen ist eine vermehrte Bekanntschaft mit
barbarischen Völkern hinreichend gewesen seine Schlüsse zu be-
richtigen, vorzüglich über die Wirkung, welche er dem Klima auf
den persönlichen Charakter zuschrieb; denn wir haben jetzt die
entschiedensten Beweise dass er sich irrte, wenn er versicherte, H")
heisses Klima mache die Menschen unkeusch und feige, Während
kaltes Klima sie tugendhaft und tapfer mache.
Dies sind in der That verhältnissmässig geringfügige Ausstel-
lungen, denn in all den höchsten Wissenszweigen ist die Haupt-
schwierigkeit nicht die, Thatsachen zu entdecken, sondern die
wahre Methode tzu entdecken, mit deren Hülfe man die Gesetze der
Thatsachen feststellen kann. 141) Hierin leistete Montesquieu einen
zwiefachen Dienst; er bereicherte nicht nur die Geschichte, sondern
verstärkte auch ihre Grundlage. Er bereicherte die Geschichte,
indem er naturhistorische Untersuchungen bei ihr einbürgerte; und
er stärkte die Geschichte durch ihre Trennung von der Biographie,
und folglich durch ihre Befreiung von Einzelheiten, die immer
unbedeutend und oft unbegründet sind. Und obgleich er den Irr-
thum beging, dass er den Einfluss der Natur auf einzelne Menschen
betrachtete, m) statt ihren Einfluss auf die Menschen als Gesellschaft
zu studiren, so entsprang dies doch hauptsächlich aus der That-
sache, dass zu seiner Zeit die nöthigen Quellen für eine so wich-
tige Untersuchung noch nicht beschafft worden waren. Diese
Quellen, wie ich gezeigt habe, sind die politische Ockonomie und
die Statistik. Die politische Ockonomie giebt uns die Mittel, die
Gesetze physischer Einwirkungen mit den Gesetzen des ungleichen
433) Ibiol. liv. XXIII, 395. Vergl. Burdaclz, Physiol. II, 116.
139) Ibid. liv. XVI, eh. IV, liv. XXIII, ch. XII, 317, 395.
140) Ibid. liv. XIV, eh. II, liv. XVII, eh. II, und anderswo.
m) Ueber die hohe Wichtigkeit der Methode siehe meine Vertheidigung Bichaifs
im nächsten Kapitel.
449) Wie gänzlich nichtig dies war, hinsichtlich der Ergebnisse, wird klar aus der
Thatsache, dass wir 100 Jahre nach ihm" mit aller Vermehrung unsrer Wissenschaft
nichts Bestimmtes über die directe Einwirkung von Klima, Nahrung und Boden auf
die Veränderung des persönlichen Charakters sagen können; obgleich, wie ich hoffe,
in unserm zweiten Kapitel sich gezeigt hat, dass über ihre indirecte Einwirkung etwas
ausgemacht werden kann, d. h. über ihre Einwirkung auf einzelne Gemüther, ver-
mittelst der socialen und ökonomischen Organisation.
Buckle, Gesch. d. (Zivilisation I. "2. [Q