vom Ende des
Ende
bis
des
Jahrhunderts.
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weil es" auch das erste ist in dem die Begebenheiten der alten
Welt in einem umfassenden und weitsehenden Geiste behandelt
wurden. 131) 14 Jahre später erschien von demselben Verfasser
„der Geist der Gesetze", ein berühmteres Werk, aber nach meiner
Meinung kein grösseres. Das ausserordentliche Verdienst des
Geistes der Gesetze ist freilich unleugbar, und die hämischen Ver-
suche kleinlicher Kritiker, die zu denken scheinen, wenn sie ge-
legentlich Irrthümer eines grossen Mannes entdeckten, so brachten
sie ihn zu ihrer Kleinheit herunter, können seinem Verdienste nichts
anhaben. So kleinliche Hakeleien können einen Europäischen
Ruf nicht zerstören und M0ntesquieu's herrliches Werk Wird alle
Angriffe der Art lange überleben; denn seine grcssartigen und lehr-
reichen allgemeinen Ansichten würden ihren Werth behalten, wenn
auch die besondern Thatsachen, aus denen die Beispiele bestehen,
alle unbegründet wären. Dennoch bin ich geneigt zu glauben, dass
es hinsichtlich originaler Gedanken seinem frühern Werke kaum
gleichkcmmt, obgleich es ohne Zweifel die Frucht einer Viel grös-
seren Belesenheit ist. Wir wollen jedoch hier keinen Vergleich
zwischen beiden anstellen. Unser Zweck ist jetzt nur zu betrach-
ten, was beide zusammen für die richtige Auffassung der Geschichte
geleistet, und wie diese Leistungen mit dem allgemeinen Geiste
des 18. Jahrhunderts zusammenhängen. '
Unter diesen Gesichtspunkten finden wir in Mcntesquiews
Werken zwei Haupteigenschaften: die erste ist die völlige Verwer-
fung jener persönlichen Anekdoten und trivialen Einzelheiten über
Personen, die der Biographie angehören, mit denen aber, wie
Montesquieu deutlich einsah, die Geschichte nichts zu thun hat.
Die zweite Eigenschaft ist das merkwürdige Unternehmen, und
darin ist er der Erste, eine Vereinigung der Geschichte des Men-
schen und der Wissenschaften, die sich mit der Aussenwelt befas-
sen, herzustellen. Da dies die zvvei grcssen Charakterzüge der
m) Vor Montesqnieu waren die einzigen beiden grossen Denker, die die Röm.
Geschichte wirklich stndirt hatten, Macchiavelli und Vico: aber Macchiavell unternahm
nichts, das sich den allgemeinen Ansichten Montesquiefs auch nur genähert hätte,
und litt ansserdem an dem wesentlichen Mangel, zu sehr mit dem praktischen Nutzen
Seines Gegenstandes beschäftigt zu sein, Vico, dessen Genius vielleicht noch gross-
artiger war als der Montesquiews, kann kaum als sein Nebenbuhler betrachtet werden;
denn obgleich seine Scienza Nova die tiefsten Blicke in die alte Geschichte enthält,
so sind sie doch vielmehr Blitze der Wahrheit, als eine systematische Untersuchung
irgend einer Periode.