des
vom Ende
des
bis Ende
Jahrhunderts.
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Dies sind einige von den thörichten Märchen, an denen die
grossen Alterthumsforscher so viel Vergnügen fanden, und die
manches Jahrhundert hindurch für einen nothwendigen Theil der
Annalen des römischen Reichs galten; ja die Leichtglätubigkeit
war so allgemein, dass nur vier Schriftsteller es gewagt hatten, sie
öffentlich anzugreifen, bevor sie von Voltaire vernichtet worden
waren. Cluverius, Perizonius, Pouilly und Beaufort waren die
Namen dieser kühnen Neuerer; aber keiner von ihnen machte
einen Eindruck auf das Publicum. Cluverius' und Perizonius
Werke waren lateinisch geschrieben, und folglich an eine Klasse
von Lesern gerichtet, die durch die Liebe zum Alterthum kindisch
geworden war, und auf nichts, was den Ruhm seiner Geschichte
verminderte, hören wollte. Pouilly und Beaufort schrieben fran-
zösisch; beide und besonders Beaufort waren Männer von bedeu-
tendem Talent, abcr sie besassen nicht die nöthige Gewandtheit,
um Vorurtheile, die so stark vertheidigt, und durch die Erziehung
vieler Generationen gehegt worden waren, auszurotten.
Der Dienst also, den Voltaire in der Reinigung der Geschichte
von diesen unsinnigen Einfällen leistete, ist nicht, dass er der Erste
War, der sie angriii", sondern dass er sie zuerst mit Erfolg angriff;
und dies Weil er auch der Erste war, der seine Argumente mit
Spott versetzte, und so nicht nur das System angriE, sondern
auch das Ansehen derer schwächte, die das System vertheidigten.
Seine Ironie, sein Witz, seine beissenden und treffenden Sarkasmen
brachten mehr Wirkung hervor, als die wichtigsten Gründe ver-
mocht hätten; und mit vollem Recht gebrauchte er die grossen
Mittel, womit die Natur ihn ausgestattet hatte, denn so förderte er
die Interessen der Wahrheit und befreite die Menschen von einem
Theil ihrer tief eingewurzelten Vorurtheile.
Man muss aber nicht annehmen, dass Voltaire diesen wichtigen
Zweck bloss mit Spott erreicht habe. So wenig ist dies der Fall,
dass ich nach einer sorgfältigen Vergleichung beider Schrift-
steller mit Zuversicht behaupten kann, die entscheidendsten
Gründe, die Niebuhr gegen die alte Geschichte von Rom vorgebracht
hat, waren alle schon von Voltaire aufgestellt worden. Sie sind
in seinen Werken zu finden, wenn man sich nur die Mühe nehmen
will, zu lesen, was dieser grosse Mann geschrieben hat, anstatt ihn
auf das Unwissendste zu verlastern. Ohne mich auf unnützes
Detail einzulassen, genüge es zu erwähnen, dass unter vielen, sehr
scharfsinnigen und gelehrten Erörterungen, Niebuhr mancherlei