Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

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Historische Literatur in Frankreich 
Malthus seinem berühmten Werke zu Grunde gelegt wurde. m) Er 
hat endlich auch das Verdienst, zuerst die kindische Bewunderung 
zu zerstören, womit das Mittelalter bisher betrachtet worden war, 
eine Bewunderung, die man den schwerfälligen und gelehrten 
Schriftstellern verdankte, wvelche im 16. und 17. Jahrhundert sich 
vorzüglich mit der früheren Geschichte Europas befassten. Diese 
ileissigcn Abschreiber hatten viel Stoff gesammelt. Voltaire be- 
nutzte ihn und stürzte mit ihrer eignen Hülfe die Schlüsse, welche 
jene Schriftsteller selbst daraus gezogen hatten. In seinen Werken 
wird das Mittelalter zuerst dargestellt, wie es wirklich war,  als 
eine Periode der Unwissenheit, der Wildheit und der Ausschwei- 
fung, eine Periode, wo Gewaltthaten nicht wieder gut gemacht, 
Verbrechen nicht bestraft, und der Aberglaube nicht widerlegt wurde. 
Man kann mit einem Schein von Recht sagen, Voltaire sei in dem 
Gemälde, das er gab, in das entgegengesetzte Extrem gefallen, und 
habe das Verdienst jener wahrhaft grossen Männer nicht hinläng- 
lich anerkannt, die in langen Zwischenräumen hie und da wie ein- 
same Leuchtthürmc hervortraten, und durch ihr Licht die umgebende 
Finsterniss nur un1 so mehr hervorhoben. Wenn man aber auch 
zugiebt, dass hier, wie bei jeder Reaction von Ansichten, eine Ueber- 
treibung stattgefunden, so viel bleibt gewiss, seine Ansicht des 
Mittelalters ist nicht nur viel richtiger, als die seiner Vorgänger, 
sondern giebt auch eine viel tretfendere Idee jener Zeit, als man 
in den folgenden Compilationen trifft, wie wir sie dem Fleisse 
neuerer Alterthumsforscher verdanken, einem einfaltigen mühseligen 
m) Es ist oft gesagt werden, Melthus verdanke seine Ansichten über Bevölkerung 
den Schriften von Townsend; aber auf diese Verpflichtung hat man zu viel Gewicht 
gelegt, wie immer, wenn man grossen Werken Plagiate verwirft. Dennoch ist Townsend 
der Vorläufer von Malthns, und wenn es den Leser interessirt, der Vaterschaft von 
Gedanken nachzugehen, wird er einige interessante ökonomische Bemerkungen in 
Townsenzfs Joumcy tlwough Spam I, 379, 383, I1, S5, 337, 387-393 Enden, 
welche zu vergleichen sind mit Mhöulloclt, Literaiure of poliiioal eoonomy, 259, 
281-83. Da Voltaire diesen Autoren vorhergeht, so fällt er ganz natürlich in Irr- 
thiimer, die sie vermieden haben; aber nichts kann die Art und Weise übertreffen, in 
der er sich dem unwissenden Glauben seiner Zeit widersetzt, dass Alles zur Vermeh- 
rung der Bevölkerung gethan werden müsse. In seinem Dioi. philos. Art. Population, 
Sect. 2 in 02m2. XLI, 466 fasst er seine geistreichen Bemerkungen so zusammen: 
"Le point princzßal n'est pas d'avoir du supßkllzo m lzmrwnes, mais de rendre ce que 
nous an avons Z0 moins malhemvzux qu'il es! possible." Godwin ist in seiner Notiz 
über die Geschichte dieser Ansichten offenbar im Dunkeln über das, was Voltaire 
geleistet hat. Sinclairis Corresp. I, 396.
	        
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