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Ende
bis
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Jahrhunderts.
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Autorität erlangten, als die Patriarchen im Osten, War die grössere
Feinheit des griechischen Geistes. Fast alle Ketzereien kamen vom
Osten und mit Ausnahme von Honorius I. nahm nicht ein einziger
Papst ein System an, das die Kirche verdammt hatte. Dies gab
der päpstlichen Macht eine Einheit und'Befestigung, wie sie die
Macht des Patriarchen nie zu erreichen vermochte; und so ver-
dankt der heilige Stuhl sein Ansehen zum Theil der Trägheit der
Europäischen Phantasie in früherer Zeitßs)
Es würde unmöglich sein, alle originellen Bemerkungen Vol-
taire's mitzutheilen, die damals, als er sie machte, als gefährliche,
widersinnige Aussprüche angegriffen wurden, und jetzt als verstän-
dige Wahrheiten geschätzt werden. Er war der erste Historiker,
der allgemeinen Freihandel empfahl, und obgleich er sich mit grosser
Vorsicht ausdrückt, H9) so machte er doch mit der blossen Ankün-
digung der Idee in einer populären Geschichte Epoche in der
Entwickelung des Französischen Geistes. Er erkannte zuerst die
so wichtige Verschiedenheit des Wachsthums der Bevölkerung
und der Vermehrung der Nahrungsmittel, Wofür ihm die politische
Oekonomie vielen Dank schuldig ist Q2") ein Prinzip, welches
mehrere Jahre später von Townsend angenommen, und dann von
U3) Eeeai sur les moeurs, chap. XIV und XXXI in Oezw. XV,_39l, 514. Neander
bemerkt, in der griechischen Kirche gab es mehr Jietzereien, als in der lateinischen,
weil die Griechen mehr dachten, aber er hat nicht bemerkt, dess dies der Autorität
der Päpste zu statten kam. Ncanderis Hist. of live ckzorolz 11, 198, 199, III, 191,
492, lV, 90, VI, 293, VIII, 257.
119) In seinem Bericht über den Handel von Arehangel sagt er: „Les Anylais
obtinrent le priviläye d'y cummercer szms payer aucun droit; et c'est einst" que toutes
les natvlom dwmient peut-ätre nägaoier msevnble." Hisi. de Russie, part. I, chap. I
in (Jezuu. XXIII, 35. Merkwürdige Worte von einem Franzosen, der am Ende des
17. Jahrhunderts geboren wurde! und doch sind sie, so viel ich Weiss, der Aufmerk-
samkeit aller Historiker der politischen OEkODOIIIlG entgangen. Wirklich hat man in
dieser, wie in den meisten andern Sachen Voltaire nicht hinlänglich Grereehtigkcit
widerfahren lassen; seine Ansichten waren biindiger, als die von Qnesuay und seinen
Anhängern. M'Gn1loch jedoch giebt bei Anführnng eines ökonomischen Irrthums von
Voltaire ehrlich zu, dass seine Ansichten über solche Gegenstände gewöhnlich sehr
richtig seien. Princigvles of poliiical econovny, 530. Als Beweis für seine Theilnahme
an Turgoifs Bemühungen, den freien Handel einzuführen, vergl. Leih-es inädites de
Voltaire II, 367, 403, 423 mit Lonyolmnp, Mäm- 8M" 77113115"? I: 376, 378.
490) "Der Gedanke von dem verschiedenen Verhältniss, in welchem die Bevölkerung
und die Lebensmittel sich vermehren, wurde zuerst von Voltaire ausgesprochen, und
von-unsern Englischen politischen Oekonomen des gegenwärtigen Jahrhunderts aufge-
griffen, und zu vielen grossen Bänden ansgesponnen." Laingfs Notes 2. Series, 42.
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