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Historische
Literatur
in Frankreich
verschiedenen Resultaten geleitet, welche von vielen Schriftstellern
wohlgefällig angenommen worden sind, die, selbst während sie
Gebrauch davon machten, den Mann schmähen, von dem sie sie
empfangen. Er war der erste Historiker, der, die gewöhnliche
Methode der Untersuchung verwerfend, durch umfassende allgemeine
Blicke den Ursprung des Lehnswesens zu erklären suchte, und
der durch Andeutung der Ursachen seines Verfalls im 14. Jahr-
hundcrtllß) den Grund zu einer philosophischen Beurtheilung dieser
wichtigen Einrichtung legte. 116) Er war der Urheber einer tiefen
Bemerkung, die Constant nachher annahm, dass nämlich schlüpfrige
religiöse Ceremonieen mit schlüpfrigen nationalen Sitten nichts zu
thun habenß") Eine andere Bemerkung von ihm, welche von
den Verfassern der Kirchengesehiehten nur zum Theil benutzt
worden ist, enthält viel Lehrreiehes. Er sagt: Eine von den Ur-
saehen, weswegen die Bischöfe von Rom eine so viel grössere
M5) Essai sur les moeurs ch. LXXXV, in Oeuv. XVI, 412 und anderswo.
Wi) Während des 18. Jahrhunderts, und iclh kann wol sagen, bis zur Publication
von Hallanfs Mittelalter, 1818, gab es in England keine, umfassende Darstellung des
Lehnswesens, ausser etwa was Robcrtson gegeben, der in dieser Hinsicht, wie in
manchen andern historischen Dingen ein Schüler Voltaire's war. Nicht nur Dalrymple,
ein Schriftsteller seines Schlages, sondern selbst Blackstone, hatten eine so beschränkte
Auffassung von dieser grossen Einrichtung, dass sie sie nicht mit dem allgemeinen
Zustande der Gesellschaft, der sie angehörte, zusammenzubringen wussten. Einige
unserer Historiker führten das Lehnswesen ganz ernsthaft zu Moses zurück, in dessen
Gesetzen sie den Ursprung von Allodialgütern entdeckten. Siehe eine ergötzliclie
Stelle in Barrgfs Hist. of ihe Orkney Islands, 2l9. Ueber den Geist des Lehns-
wesens hat Comic, Phil. pos. V, 393-4l3 einige lesenswerthe Bemerkungen.
W) Constant sagt in seinem Werk über Römischen Polytheismus: „Des Mies inde-
cms pezwent ötre pratiquäs pwr am peuple religieua: avec um; grande puren! de coemz
Mais quand Pincrädulite atieint ces peuples, ccs Mies sont pour lul Za cause et Ze prä-
texte de la plus revollanle corruption." Diese Stelle citirt Münzen, Hist. of Clzristianity,
1840, I, 28, und nennt sie "änsserst tiefsinnig und wichtig." Und das ist sie. Aber
zufällig hat Voltaire dieselbe Bemerkung gemacht gerade um die Zeit, wo Constant
geboren wurde. Wo er von dem Priapusdienst spricht, sagt er, Essaz" sur las moezms
ch. CXLIII, 00m1. XVII, 3411 „Nos idäes de biensäance mms portwzl ä croire qu'une
cärämonvfe qui nous pamil si infäme n'a 616 inventee que pm- Za däbauehe; male i!
n'est guäre croyable que la däpravaiioaz des moezms ait Jkzmuis olzez raue-im peuple ätablz"
des cäränzonies religieuses. I! es! proöable, am confmire, que nette coutunze fut d'abord
iozta-odzcite ddns les teanps de simplicitä, et qu'on m: pensa d'abord qzüä honorer la divi-
nitä, drms le Symbole de la m'a, qu'elle 1201m ü donnäe. Une falle eärämonie a dü
inspirer Zu lieemce ä la Jeunesse, et pmuitre ridiczrle am; esprit sages, dans les lemps
plus rafßnzis, plus corrunqzzes, et plus äclairäs." Vergleiche die Bemerkungen über die
Unzüchtigkeit in den spartanischen Sitten in Thirlzurellhs Hilst. of Gweece I, 326, 327.