des
vom Ende
des
bis Ende
Jahrhunderts.
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über die beschrankten Gesichtspunkte Bossuets, sondern selbst
über seine eigene frühere Geschichte zu reden. Dennoch ist es
nicht zu leugnen, dass wir Vorurtheile darin finden, von denen
sich ein Franzose, der unter Ludwig XIV. erzogen war, nur mit
grcsser. Noth ganz frei machen konnte. Voltaire verweilt nicht
nur unnöthig lange bei den Vergnügungen und Ausschweifungen
Ludwigs, welche die Geschichte nur wenig angehen, sondern zeigt
auch offenbar Neigung, den König selbst zu begünstigen, und
seinen Namen gegen die Infamie zu schützen, die ihm zukommtfls)
Aber das nächste Werk von Voltaire zeigte, dass dies blcs
ein persönliches Gefühl war, und seine allgemeinen Ansichten über
den Antheil, welchen man den Thaten der Fürsten in der Ge-
schichte anweisen müsse, nicht bestimmte. Vier Jahre nach dem
Erscheinen des "Zeitalters Ludwigs XIV." verötfentlichteer seine
wichtige Abhandlung über die Sitten, die Gebräuche und den
Charakter der Nationenß") Dies ist nicht nur eins der bedeutend-
sten Bücher, die im 18. Jahrhundert erschienen, sondern es ist
noch immer das beste über diesen Gegenstand. Schon die Belesen-
heit, von der es Zeugniss giebt, ist ungeheuer gross. 10") Was
93) Diese Neigung Ludwig XIV. zu begünstigen hebt Condorcet hervor. Er sagt,
es sei das einzige Vorurtheil seiner Jugend, das Voltaire nicht habe abschütteln
können: "c'est le seul pwfiuge de m jemzesse, qu'il ait conservef." Oondowet, Vie de
Voltaire, in Oewv. de Voltaire I, 286. Ueher diesen Mangel s. auch Grimm et Diderot,
Uorresp. lit. II, 182; Lemoniey, Etabliss. monarchique 451, 452; Mein. de Brissot,
II, 88, 89. Es ist interessant, dass Voltairäs frühere Ansichten Ludwig XIV. noch
günstiger waren, als die er später in seiner Geschichte ausspricht. Siehe einen Brief,
den er 1740 an Lord Harvey schrieb und der Oeueres LVIII, 57-63, abgedruckt ist.
99) Burton sagt in seinem interessanten Werke Life und carresp. of Hume II,
129, dass es zuerst 1'759 herausgekommen sei; Querru-d, Fwmce litäraire X, 359 giebt
dieselbe Jahreszahl und er ist ein sehr genauer Bibliograph; Uondorcei, Vie de Vol-
taire 199 und Lord Brougltam, Mm qf leitet-s I, 98 werden sich also wohl irren,
wenn sie 1757 angeben. Im Titel übersetze ich "Moeurs" mit Uanorals und nwmners"
(Sitten lllld Gebräuche); denn Tbcqueville braucht nßnoeurs" als gleichbedeutend mit
nmores." Tpequeville, Dämocrat. an Aßnärique III, 50, 84.
m) Oberflächliche Schriftsteller haben es so sehr in der Gewohnheit, Voltaire
oberflächlich zu nennen, dass es nicht ungehörig erscheint, zu erwähnen, dass seine
Sorgfalt nicht nur von seinen Landsleuten, sondern auch von manchen anerkannten
Englischen Gelehrten gelobt worden ist. Drei merkwürdige Beispiele und bei Män-
nern, die niemand beschuldigen wird, dass sie sonst zu seinen Ansichten hinneigten,
siehe Notes to Charles V. in Robertsorüs Werks 431, 432; Barringtorfs Obsere. Ofll
tlte statutes 293; und WartonÖs Hist. of English Poetry v. I, p. XVI. Selbst Sir
W. Jones in seiner Vorrede zu dem Leben Nadir Schah's sagt: "Voltaire ist der beste