Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

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Frankreich 
Historische Literatur in 
änderung mit ihm vorgegangen war. 1752 erschien sein berühmtes 
Werk über Ludwig XIVf") schon der Titel deutet den Prozess 
an, den sein Geist durchgemacht hatte. Seine frühere Geschichte 
war die eines Königs; diese ist die Geschichte eines Zeitalters. 
Dem Product seiner Jugend gab er den Titel: Geschichte KarPs XIL; 
dies Werk nannte er: das Zeitalter Ludwig's XIV. Früher hatte 
er den Charakter eines Fürsten entwickelt, jetzt betrachtete er die 
Entwickelung eines Volks. Und wirklich kündigt er in der Ein- 
leitung zu seinem Werke die Absicht an, "nicht die Handlungen 
eines einzelnen Menschen, sondern den Charakter der Menschen 
zu beschreiben."  Und unter diesem Gesichtspunkt bleibt die 
Ausführung nicht hinter der Absicht zurück: während er sich da- 
mit begnügt, über militärische Thaten nur Skizzen zu geben, wo 
Bossuet sich mit Behagen ausbreitete, geht er weitlauftig- auf die 
wirklich wichtigen Dinge ein, welche vor seiner Zeit in der Ge- 
schichte Frankreichs keine Stelle fanden. Er hat ein Kapitel über 
den Handel und über die Regierung im Innernfß) ein anderes 
über die Finanzen R4) dann eins über die Geschichte der Wissen- 
schaftßä) und drei Kapitel über den Fortschritt der schönen 
Künste. 96) Und obgleich Voltaire auf theologische Streitigkeiten 
nicht viel Gewicht legte, so wusste er doch, dass sie in den 
menschlichen Angelegenheiten oft eine grosse Rolle gespielt haben. 
Er widmet daher mehrere Kapitel einer Erzählung kirchlicher An- 
gelegenheiten unter Ludwig XIVÄ") Es ist kaum nöthig, von der 
ausserordentlichen Ueberlegenheit eines solchen Planes nicht nur 
94) Lord Brougham in seinem Leben Voltairäs sagt, es sei 1751 erschienen. 
llivcs qf man of lellers I, 106. Aber 1752 ist die Jahreszahl in der Blog. univ. 
XLIX, 478. In Quärarol, Fremce lit. X, 355; und in Lepem, Vie de Voltaire 382. 
9?) „0rl veut essayer de pelrldre ä la postärllä, non les actiorzs d'un seul komme, 
onais Fesprit des hommes. dans le siäcle le plus äclairä que fut jamais." Siäcle de 
Louis XIV, in Oeuv. de Voltaire XIX, 213. Und in seiner Correspondenz über sein 
Werk über Ludwig XIV. macht er sorgfältig die nämliche Unterscheidung. LVI, 453, 
488, 489, 500; LVII, 337, 342-5344; LIX, 103. 
93) Ch. XXIX in Oeuv. rle Voltaire XX, 234-267. 
94) Ch. XXX, 02m1. de Voltaire XX, 267-291. Dies Kapitel wird gelobt in 
Smclairk Hin, af tke pzlbl. rererme III, app. 77, ein unbedeutendes Werk, aber das 
beste, das wir über einen so wichtigen Gegenstand haben. 
95) Ch. XXXI, Oeuv. XX, 291-299; llßÜ-lwelldig ein sehr kurzes Kapitel wegen 
des geringen Stoffs. 
96) Ch. XXXII bis XXXIV, Oeuv. XX, 299-338. 
M) 03141). xx, 338-464. "
	        
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