des
vom Ende
des
bis Ende
Jahrhunderts.
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die wichtigste Thatsache in Bezug auf frühe Aenderungen im
Christenthum der Grad, bis zu Welchem seine Lehren durch die
afrikanische Form der platonischen Philosophie bestimmt worden
sind. Ü") Aber dies erwähnt Bossuet nie; er deutet nicht einmal
an, dass irgend so etwas vorgekommen. Ihm war es bequem, die
Kirche als ein iortgesetztes Wunder anzusehen, und so lässt er die
Wichtigsten Ereignisse ihrer frühem Geschichte ganz bei Seite. 70)
Und um zu etwas Späterem zu kommen: Jeder, der mit dem Fort-
schritt der Civilisation bekannt ist, wird zugeben, dass jene Licht-
strahlen, die mitten in der tiefsten Finsterniss von den grossen
Centralpunkten, Cordova und Bagdad ausgingen, keinen geringen
Antheil an ihm haben. Nun,-sie waren das Werk des Muhameda-
nismus, und da man Bossuet gelehrt hatte, dieser wäre eine ver-
pestete Ketzerei, konnte er es nicht zu dem Glauben bringen,
christliche Nationen hätten irgend etwas aus einer solchen Quelle
der Verderbniss entnommen. Darum sagt er nichts von dieser
grossen Religion, welche die Welt mit ihrem Rufe erfüllt hatfl)
und wo er ihren Stifter zu erwähnen hat, behandelt er ihn mit
Hohn als einen unverschämten Betrüger, dessen Ansprüche kaum
69) Neander, Hist. of tke church II, 42 denkt sogar, dass Cerinthus, dessen An-
sichten merkwürdig sind, weil sie den Punkt bilden wo Gnosticismus und Judaismus
sich einander berühren, sein System lvon Alexendrien entlehnte. Aber obgleich dies
nicht unwahrscheinlich ist, so beruht es doch nur auf dem Zeugnisse Theodorefs.
Ueber den Einüuss des Alexandrinischen Platonismus auf die Entwickelung der Idee
des Logos siehe Ncander Il, 304, 306-314. Vergleiche Sharpds Hist. of Egypt,
II, 152.
70) Und da er Clemens von Alexandrien zu erwähnen hat, der tiefer in die Philo-
sophie von Alexßndrien eingeweiht wer, als irgend ein andrer von den Kirchenvätern,
sagt Bossuet blos, Seite 98: "Ä peu präs drms le möma leuzps, Z0 saint prölrc Cläment
Alexundrin däterm Zes aniiqztitäs du pagwnisme pour le conf'ondv'e."
71) Um dieselbe Zeit, wo Bossuet schrieb, berechnete ein sehr gelehrter Schrift-
steller, dass der Flächeninhalt der Länder, wo der Mahomedanismus herrschte, die,
wo män an's Ohristenthum glaubte, um ein Fünftel übertraf. Brerewooafs Inqu-iries
. touckmg tlze diversity of hmguagcs am! rcligions, London 1674, 144, 145. Southey's
Schätzung, Vindiciae Lbcles. Anglicanae, London 1826, 48, ist sehr unbestimmt; aber
es ist viel leichter den Flächeninhalt der mahornedanischen Länder zu beurtheilen, als
ihre Bevölkerungszehl. Ueber diesen Punkt haben wir die widersprechendsten An-
gaben. Im 19. Jahrhundert giebt es nach Sharon Turner, IIist. of England III, 485,
80 Millionen Mehomedaner; nach Dr. Elliotson, Human plzysioloyy S. 1055, ed. 1840,
mehr als 120 Millionen, während es nach Wilkin, Anmerk. zu Sir Th. Browmfs Werks
II, 37, ed. 1835, mehr als 180 Millionen giebt.
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