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Historische Literatur
in Frankreich
sie, und behandelt diese halsstarrige und unwissende Race als
wenn sie die Angel wären, um die sich die Angelegenheiten des
Universums gedreht hätten. G") Sein Begriff von einer allgemeinen
Geschichte schliesst die Nationen aus, welche zuerst zur Civilisation
gelangten, und denen zum Theil die Hebräer die armselige Wissen-
schaft verdankten, die sie nachher erlangten. i") Er sagt wenig
von den Persern, noch weniger von den Aegyptern, noch erwähnt
er auch nur jenes viel grössere Volk zwischen dem Indus und
dem Ganges, dessen Philosophie eines der Elemente der Alexan-
drinischen Schule bildete, dessen scharfsinnige Speculationcn alle
Anstrengungen Europäischer Metaphysiker vorwegnahmen, und dessen
erhabene Untersuchungen, in ihrer eignen vortrefflichen Sprache ge-
führt, aus einer Zeit stammen, wo die Juden mit allen möglichen
Verbrechen besudelt, nur eine plündernde Nomadenhorde waren,
die auf der Erde umherzog, ihre Hand gegen Jedermann erhob,
und Jedermanns Hand gegen sich erhoben sah.
Wenn er zu einer neueren Periode kommt, lässt er sich von
denselben theologischen Vorurtheilen leiten. Sein Gesichtspunkt ist
so enge, dass er die ganze Kirchengeschichte als eine Geschichte
des Eingreifens der Vorsehung betrachtet, und er achtet nicht auf
die.A1:t und Weise, wie sie dem ursprünglichen Plane zuwider,
durch Eingriffe von-aussen modiiicirt worden istßß) So ist z. B.
66) "Premiäremenzf, ces impii-es ont pour la plupart une liaison Mecessaiw: awec
l'histoire du pemzle de Dieu. Dieu s'est servi des Assyriens et des Babyloniens paar
ckätier ca peuple; des Perses pour le rätaölir; dßilexandre et de ses premiers succes-
seurs pour Ze pratrfger; dbintiochzos fillustre et de ses successezors pour Pexercer; des
Romains pour soutenir sa liberte eontre les roix de Syrie, qui m songeaient qu'il le
detruire." Bossuet, Hist. unilv. 382. Mit Recht sagt Lerminier, Philos, du droit
II, 87: „Bossuet a sacrijiä lautes les nations au peuple _imf."
67) Ueber die ausserordentliehe und anhaltende Unwissenheit der Juden, selbst zur
Zeit der Apostel, siehe Maclmgfs Progress of tlzle intellect, I, 13, ein Werk voll tiefer
Gelehrsamkeit.
63) Der ursprüngliche Plan des Christenthums, wie sein grosser Urheber, Matthäus
X, 6 und XV, 24, ihn angiebt, war blos, die Juden zu bekehren, und wenn seine
Lehren nie über das unwissende Volk hinausgegangen wälren, hätten sie jene Aende-
rungen nicht erfahren können, welche die Philosophie mit ihnen Vornahm, Diee ist
vortrefflich _erörtert in Mackayä Progress of lhe intelleci in reliyiozis development
II, 382; und über den Universalismus, den zuerst der Hellenisi; Stephßnug km1- ver-
kündigte, siehe 484. Neander macht einen bemerkenswerthen Versuch, der Schwierig-
keit auszuweichen, welche durch die Aenderungen im Ühristenthum aus verschiedenen
Einwirkungen von aussen hervorgebracht Wird; siehe seine History of the clmrch
HI, 125.