des
vom Ende
des
bis Ende
Tiahrhunderts.
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Hand geben oder dieselben berichtigen würde, deren Entdeckung
den wahren Nutzen der Geschichte ausmacht.
Aber dies sollte nicht sein. Zum Unglück für die Interessen
der Wissenschaft wurde um diese Zeit der Fortschritt der Franzö-
sischen Civilisation plötzlich aufgehalten. Kurz nach der Mitte des
17. Jahrhunderts fand in Frankreich jene beklagensweirthe Aende-
rung statt, welche dem Schicksal der Nation eine neue Wendung
gab. Die Reaction, welche gegen den Geist der Forschung auftrat,
und die socialen und intellectuellen Verhältnisse, welche die Fronde
zu einem frühzeitigen Abschlüsse brachten, und dadurch Ludwig XIV.
den Weg ebneten, sind oben beschrieben worden, wo ich versucht
habe, die allgemeine Wirkung dieser verderblichen Bewegung nach-
zuweisen. Ich habe jetzt zu zeigen, welche Hindernisse diese
rückläufige Richtung der Verbesserung der historischen Literatur
entgegensetzte, und wie sie die Schriftsteller nicht nur daran ver-
hinderte, ehrlich zu erzählen, was um sie herum vorging, sondern
ihnen auch das Verständniss der Ereignisse benahm, die vor ihrer
Zeit stattgefunden hatten.
Wer die Französische Literatur auch nur oberflächlich kennt,
muss den Mangel an Historikern während der langen Regierung
Ludwigs XIV. bemerkt haben. 3") Dazu trugen die persönlichen
Eigenschaften des Königs viel bei. Seine Erziehung war schmäh-
lich vernachlässigt worden; und da er nie die Kraft gewann, seinen
Schwächen abzuhelfen, so blieb er sein ganzes Leben lang über
manches in Unwissenheit, womit doch gewöhnlich sogar fürstliche
Personen vertraut sind. 31) Von dem Verlauf des Vergangenen
wusste er buchstäblich gar-nichts, und er interessirte sich für keine
andere Geschichte, als für die seiner eignen Ileldenthaten. Bei
einem freien Volke hatte diese Gleichgültigkeit des Königs keine
schädlichen Folgen haben können; ja, wie wir schon gesehen
haben, der Mangel königlicher Gönnerschaft ist in einem hoch
cultivirten Lande der günstigste Zustand für die Literatur. Aber
3") Dies bemerkt Sismondi XXVlI, 181, l82, auch Villemuin, Lit. Fmng. II,
29, 30. Vergl. D'Aryenson, Räflexions sur läs lulsloriena Frangois in Mäm. de PAcad.
des Inscriptions XXWII, 627 , mit Boulmlnvilliers, Ans. gouvernem. de la Fwmw
I, 174.
31)„Le jeune Louis XI V. mwaiz regu aucunc äduvation intellectzoelle." Unpa-
jiguds Richelieu, Mazarin et Za Fronde II, 245. Ueber Ludwigs XIV. Erziehung, die
ebenso sehmählieh vernachlässigt worden war als die Georgs III., siehe Lettres inädites
de ßlaintmon II, 369; Duclos, Meßm. secr. I, 167, 168; Mäm. de Brienne I, 391-93-