Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

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Historische Literatur 
Frankreich 
der Könige vor. Bei diesen grossen und umfassenden Dingen ver- 
weilte er gern und verbreitete sich darüber; zwar nicht so voll- 
ständig, wie wir wünschen möchten, immer aber mit einem Geist 
und einer Genauigkeit, welche ihn zu der Ehre berechtigen, der 
grösste Historiker zu sein, den Frankreich vor dem 18. Jahrhun- 
dert hervorbrachte. 
Dies war in mancher Hinsicht die bedeutendste Aenderiing, 
die noch in der Art und Weise der Geschichtschreibung bewirkt 
worden war. Wenn der Plan, wie ihn Mezeray begann, von seinen 
Nachfolgern vollendet worden wäre, so würden wir einen Stoff 
besitzen, für dessen Mangel uns keine neueren Untersuchungen zu 
entschädigen im Stande sind. Einiges freilich hätten wir in diesem 
Falle verloren. Wir würden weniger über Höfe und Feldlager 
wissen, als jetzt der Fall ist. Wir würden weniger über die un- 
vergleichliche Schönheit der Französischen Königinnen und über 
die würdevolle Gegenwart der Französischen Könige wissen, wir 
möchten sogar hin und wieder ein Glied aus der Kette der Nach- 
richten, wodurch die Genealogie von Fürsten und Adeligen fest- 
gestellt wird, und deren Studium die Alterthumsforscher und Heral- 
diker beglückt, verloren haben. Aber auf der andern Seite würden 
wir in den Stand gesetzt worden sein, den Zustand des Französi- 
schen Volks in der letzten Hälfte des 17. Jahrhunderts kennen zu 
lernen; wie die Dinge jetzt aber stehen, so ist unsere Kenntniss 
von ihm in dieser äusserst wichtigen Periode nicht so genau und 
nicht so ausführlich, als die Kenntniss, welche wir von einigen der 
wildesten Stamme auf der Erde besitzen. 2") Wäre man Mezeray's 
Beispiel gefolgt, mit den besseren Hülfsmitteln, die der Fortschritt 
der menschlichen Angelegenheiten dargeboten hätte, so würden wir 
nicht nur die Mittel besitzen, das Wachsthum einer grossen und 
civilisirten Nation genau zu verfolgen, sondern wir würden Stoff  
vor uns haben, der uns jene ursprünglichen Prinzipien an die 
29) Wer die Französischen Memoiren des 17. Jahrhunderts studirt hat, weiss, 
wie wenig sich in ihnen über den Zustand des Volks voründet, und daneben ist die 
ausführlichste Privatcorrespondenz, wie die Briefe der Sevigne und Maintenon eben- 
falls unbefriedigend. Der grösste Theil der Nachrichten, die wir jetzt haben, ist von 
Monteil in seinem werthvollen Werke, Histoire de divers ätats gesammelt worden, aber 
wenn Einer dies auch Alles zusammentrüge, S0 Würde er doch gestehen müssen, dass 
wir über den Zustand mancher wilden Völkerschaft besser unterrichtet sind, als über 
die niedern Klassen in Frankreich während der Regierung Ludwigs XIV.
	        
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