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der Franz.
Frühere Ursachen
Revolution.
Dies sind Betrachtungen, die uns bedenklich machen müssen,
die deistischen Schriften des 18. Jahrhunderts zu verurtheilen. So
verkehrt sind jedoch die Raisonnements, an die gewisse Menschen
sich gewöhnt haben, dass gerade die, Welche sie am lieblosesten
beurtheilen, durch ihr Betragen ihre beste Entschuldigung darbieten.
Es sind die, welche die ausschweifendsten Forderungen zu Gunsten
der Geistlichkeit vorbringen, und dadurch gerade ein Prinzip auf-
stellen wollen, durch dessen Wirkung die Geistlichkeit zu Grunde
ging. Ihr Plan zur Wiederherstellung des alten Systems kirchlicher
Macht gründet sich auf die Voraussetzung göttlichen Ursprungs;
und ist diese Voraussetzung vom Christenthum unzertrennlich, so
rechtfertigt sie sofort die Ketzerei, welche von ihnen so heftig
angegriffen wird. Eine vermehrte Macht der Geistlichkeit verträgt
sich nicht mit den Interessen der Oivilisation. Wenn daher eine
Religion die Nothwendigkeit einer solchen Vermehrung zu einem
Glaubensartikel erhebt, so wird es die ernstliche Pflicht jedes Freun-
des der Menschheit, Alles zu thun, was in seiner Macht steht, ent-
weder diesen Glauben zu zerstören, oder, wenn das nicht gelingt,
die Religion über den Haufen zu werfen. Wenn solche Anmas-
sungen wesentlich zum Christenthum gehören, so ziemt es uns,
sofort unsere Wahl zu treffen, denn alsdann bleibt uns nichts
übrig, als entweder unsere Religion oder unsere Freiheit zu opfern.
Glücklicherweise wird uns ein so harter Zwang nicht auferlegt,
und wir wissen, dass jene Ansprüche theoretisch eben so falsch
sind, als sie praktisch verderblich Sein würden. Es ist gewiss,
würden sie zur Ausführung gebracht, so würde die Geistlichkeit
vielleicht einen augenblicklichen Triumph geniessen, aber nur ihren
eignen Untergang herbeiführen, indem sie bei uns eben so ver-
derbliche Auftritte herbeiführte, als in Frankreich stattfanden.
In Wahrheit ist das, was am meisten an den Französischen
Schriftstellern getadelt wird, die natürliche Folge der Entwickelung
ihres Zeitalters; niemals gab es ein auffallenderes Beispiel des
socialen Gesetzes, von dem wir schon gesprochen haben, dass der
religiöse Skepticismus, wenn ihm die Regierung seinen Lauf lässt,
grosse Dinge zur Folge hat und den Gang der Civilisation be-
schleunigt; dass er aber, wenn der Versuch gemacht wird, ihn
mit starker Hand zu unterdrücken, wohl eine Zeitlang zurückge-
drängt werden kann, endlich aber mit solcher Gewalt sich wieder
erhebt, dass er die Grundlagen der Gesellschaft in Gefahr bringt.
In England schlugen wir den ersten Weg ein, in Frankreich wahl-