gestillt und ihr Unglück erleichtert worden ist. So lange diese
Einrichtung ihre Aufgaben erfüllt, haben wir nichts dagegen, sie
bestehen zu lassen; wenn sie jedoch baufallig werden oder den
wechselnden Verhältnissen einer fortschreitenden Gesellschaft nicht
mehr entsprechen sollte, so haben wir sowohl die Macht als das
Recht ihren Mängeln abzuhelfen; wir können, wenn es sein muss,
einige ihrer Theile beseitigen, aber wir werden, wir dürfen an
jene grossen religiösen Wahrheiten, die ganz und gar unabhängig
von dieser Einrichtung sind, die Hand nicht legen, Wahrheiten,
welche die Seele des Menschen trösten, ihn über die Gefühle des
Tags erheben, und ihn mit jenen erhabenen Trieben erfüllen, welche
ihm seine eigne Unsterblichkeit offenbaren, und so für ihn das
Maass und die Andeutung eines künftigen Lebens sind.
Unglücklicher Weise betrachtete man diese Dinge nicht so in
Frankreich. Die Regierung des Landes hatte die Geistlichkeit mit
grossen Vorrechten bekleidet, hatte ihre Mitglieder behandelt, als
wenn eine Heiligkeit ihre Personen urnschwebe, und hatte alle
Angriffe gegen sie als Ketzerei bestraft. Dadurch war im Geiste
der Nation die unlösbare Verbindung der Interessen der Geistlich-
keit und der Interessen des Christenthums gegründet worden. Die
Folge war, dass beim Beginne des Kampfes die Diener der Reli-
gion und die Religion selbst mit gleichem Eifer angegriffen wurden.
Der Spott und selbst die Schrnähung, womit die Geistlichkeit über-
häuft wurde, wird Niemand Wunder nehmen, der die Herausforde-
rung kennt, die von ihr ausgegangen war. Und obgleich bei dem
rücksichtslosen Angriff, der nun bald erfolgte, das Ohristenthum
eine Zeitlang ein Schicksal erfuhr, welches die allein hatte treffen
sollen, die sich seine Diener nannten, so dürfen wir dies zwar
bedauern, aber es kann uns diu-chaus nicht in Erstaunen setzen.
Die Zerstörung des Christenthums in Frankreich war die nothwen-
dige Folge jener Ansichten, welche für die Nation das Schicksal
der Priesterschaft mit dem Schicksal der Nationalreligion identi-
iicirten. Wenn beide aus einer Quelle stammten, mussten beide in
einem Sturze fallen. Wenn der Lebensbaurn wirklich so verderbt
war, dass er nur giftige Früchte tragen konnte, dann nutzte es
wenig, das Laub herunter zu schneiden, und die Zweige abzuhauen;
dann war es besser, eine kräftige Anstrengung zu machen, ihn mit
der Wurzel auszureissen, und der Gesellschaft ihre Gesundheit zu
sichern, indem man die Quelle der Ansteckung selbst verstopfte.