Frühere Ursachen
der Franz.
Revolution.
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Die erste Ursache dafür scheint die Natur der Vorstellungen
zu sein, aus denen die Franzosen sich lange ihren herkömmlichen
Ruhm zurechtgemacht hatten. Eine Reihe von Umständen, die ich
bei der Behandlung des bevormundenden Geistes anzudeuten ver-
suchte, hatten den Französischen Königen eine Gewalt gesichert,
welche der Eitelkeit des Volkes schmeichelte durch die Unterwer-
fung aller Stände unter die Kroneßsl) Deshalb arbeiteten sich in
Frankreich die Gefühle der Loyalität tiefer in den Geist des Volks
hinein, als in irgend einem andern Lande Europa's, Spanien allein
ausgenommen. m) Der Unterschied dieses Geistes und dessen, der
sich in England zeigte, ist schon besprochen worden, und lasst
sich noch weiter beleuchten durch die verschiedene Art, wie die
beiden Nationen mit dem Nachruhm ihrer Könige verfahren sind.
Mit Ausnahme Alfreds, der manchmal der Grosse genannt wirdßßß)
haben wir in England niemals irgend einen unserer Könige so sehr
geliebt, um ihm einen Titel beizulegen, der unsere persönliche Be-
Wunderung ausdrückte. Aber die Franzosen haben ihre Könige
mit den mannigialtigsten Lobpreisungen "geschmückt. So, um nur
einen einzigen Namen zu nehmen, heisst der eine König Ludwig
"der Fromme, ein anderer der heilige Ludwig noch ein anderer
Ludwig der Gerechte, dann einer Ludwig der Grosse und der am
meisten und hoffnungslosesten von Allen in Lastern versunken
war, wurde Ludwig der Geliebte genannt.
Dies sind Thatsachen, welche, so unbedeutend sie scheinen,
äusserst wichtigen Stoff für eine wirkliche Geschichte darbieten,
denn sie sind unverkennbare Symptome des Zustandes der Gesell-
m") Siehe einige treffende Bemerkungen von Tocqueville in seinem grossen Werk
11a Dämocratie I, 5; zu vergleichen mit der Bemerkung von Horace Walpole, der mit
der Französischen Gesellschaft wohl bekannt wer, und den glücklichen Ausdruck ge-
braucht: „die Franzosen lieben in ihren Königen sich selbst." TVaZpoleHs Mem. qf
George III. II, 240.
939) Nicht blos die politische Geschichte Spaniens, auch seine Literatur enthält
die traurigsten Zeugnisse von der ausserordentlichen Loyalität der Spanier und von
den schädlichen Folgen, die sie hervorbrachte. Nützliche Gedanken darüber finden
sich in Tiolcnork Hist. of Sprmish lit. I, 95, 96, 133, III, 191-193-
933) Unsere Bewunderung für Alfred wird sehr durch die Thatsache gestärkt,
dass wir gehf wenig von ihm wissen. Die Hauptautorität über seine Regierung ist
Asser, und wir haben allen Grund zu glauben, dass sein Buch llnäßht ist. Die Gründe
siehe in Wrightß- Bioy. brät. lit. I, 408-412. Ausserdem scheint es, dass einige von,
den Institutionen, die ihm gewöhnlich zugeschrieben werden, schon vor ihm cxistirtell.
Ke-znbläs Saxons in England, I, 247, 248.
Buckle, Gesell. d. Civilisation. I. 2. 15