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Frühere
Ursachen
der
Franz.
Revolution
den ersten Band seines Abrisses der allgemeinen Geschichte. Weiter
gedieh das Werk nie; es wurde sogleich von dem Erzbischof der
Diöcese verurtheilt und der Verfasser seiner Stelle beraubt. Audra,
dem öffentlichen Tadel preisgegeben, sah alle seine Arbeiten unnütz
gemacht und seine Lebensaussicht plötzlich zerstört; er überlebte
den Schlag nicht. Ein Schlagfluss traf ihn und in 24 Stunden War
er eine Leiche in seinem eignen Hause. m3)
Man wird Wohl zugeben, dass ich Beweise genug für meine
Behauptung hinsichtlich der Verfolgungen gegen alle Arten von
Schriftstellerei gesammelt habe; aber die Nachlässigkeit, womit die
Vorläufer der Französischen Revolution studirt werden sind, hat so
irrige Ansichten über diesen Gegenstand erzeugt, dass ich noch
einige Fälle hinzufügen möchte, um die Art der Herausforderung,
welche den ausgezeichnetsten Franzosen des 18. Jahrhunderts in
der Regel zu Theil wurde, über allen Zweifel zu erheben.
Unter den vielen berühmten Schriftstellern, die zwar hinter
Voltaire, Montesquieu, Büffon und Rousseau zurückstehen, aber
auch nur hinter ihnen, sind die drei bedeutendsten Diderot, Mar-
montel und Morellet. Die beiden Ersten sind jedem Leser bekannt,
Während Morellet, obgleich verhältnissmässig in Vergessenheit ge-
rathen, zu seiner Zeit bedeutenden Einfluss hatte und noch ausser-
dem das grosse Verdienst genoss, dass er in Frankreich zuerst die
grossen Wahrheiten populär machte, welche kürzlich in der politi-
schen Oekonomie von Adam Smith und in der Jurisprudenz von
Beccaria entdeckt worden waren.
Ein gewisser Cury schrieb eine Satire auf den Herzog von
Aumont, die er seinem Freunde Marmontel zeigte, der sie, über-
rascht von ihrer Kraft, einem näheren Zirkel seiner Bekannten vor-
las. Der Herzog hörte davon und bestand voll Unwillen darauf,
dass ihm der Verfasser genannt werden solle. Dies war natürlich
unmöglich ohne einen gröbliehen Bruch des Vertrauens; aber Mar-
montel, der Alles thun wollte, was in seiner Macht stand, schrieb
an den Herzog und gab an, was wirklich der Fall war, dass die
fraglichen Zeilen nicht gedruckt waren, dass man nicht die Absicht
habe, sie zu veröffentlichen und dass sie nur wenigen seiner ge-
nauern Freunde mitgetheilt worden waren. Dies, sollte man den-
ken, würde selbst einem Französischen Adeligen genügt haben;
aber Marmontel, der doch noch an dem Erfolge zweifelte, suchte
Livres
163) Peignot,
condmnnäs