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Bevormundender
Geist unter Ludwig XIV.
Aussehens der Blume geleitetßl) So beraubte er die Botanik ihrer
wahren Grösse und erniedrigte sie zu einem Arrangement hübscher
Gegenstände, und giebt uns nur ein Beispiel mehr von der Art und
Weise, wie die Franzosen jener Generation armselig machten, was
sie bereichern wollten, und jede Aufgabe so lange verkrüppelten,
bis sie dem Verstande jenes unwissenden und luxuriösen Hofes
entsprach und den Augen des Königs gefiel, von dessen Gunst sie
Belohnung erwarteten, und dessen Beifall zu gewinnen die Auf-
gabe ihres Lebens war.
Und wirklich war in diesen, wie in allen Angelegenheiten von
wahrer Bedeutung, in Fragen, die unabhängiges Urtheil erforderten,
und in Fragen von praktischem Nutzen das Zeitalter Ludwig's XIV.
ein Zeitalter des Verfalls, es war ein Zeitalter des Elends, der
Unduldsamkeit und der Unterdrückung, es war ein Zeitalter der
Sklaverei, der Schande und der Unfähigkeit. Dies würde schon
längst allgemein anerkannt worden sein, wenn diejenigen, welche
die Geschichte jener Periode geschrieben haben, sich die Mühe
gegeben hätten, Gegenstände zu studiren, ohne die keine Geschichte
verstanden werden kann; oder Wie ich vielmehr sagen sollte, ohne
die es keine Geschichte giebt. Wäre dies geschehen, so würde
der Name Ludwigs XIV. sogleich zu seiner natürlichen Kleinheit
zusammengesunken sein. Selbst auf die Gefahr hin, mich dem
Vorwurf auszusetzen, dass ich meine Arbeiten überschätze, kann
ich es nicht unterlassen, zu sagen, dass die Thatsachen, die ich
so eben hervorgehoben habe, vorher nie gesammelt worden, son-
dern in den Büchern und Repertorien der Wissenschaften, denen
sie angehören, vereinzelt geblieben sind. Und doch ist es unmög-
lich, ohne sie das Zeitalter Ludwigs XlV. zu würdigen. Es ist
unmöglich den Charakter irgend einer Periode zu beurtheilen, wenn
man nicht ihre Entwickelung angiebt; mit andern Worten, wenn
57) Ueber Toumeforifs Methode vergleiche Richard, Elänzents de botanigzße 547 ;
Jussiezfs Batomy 517; Ray's Uorresp. 381, 382; Lankesterü Mem. of Ray 49; Wind:-
ler, Geschichte der Botanik 142. Uuvier, Hist. des sciences II, 496, sagt mit ruhiger
Ironie darüber: "Vom voyez" Messimmsu que cette mäthade a le merite d'une yrande
clartä; qu'elle est fondee sur la forme de la ßeur, et pur oonsequent swr des eonsi.
därations agreables ä saisir . ce qui an ßt le succes c'est que Tournefort jüignii
ä son ouwage um jigure de jieur e! de fruit appartenant ä clmmm de ses yenres."
Und auch hierin scheint er nachlässig gewesen zu sein, und soll eine Menge Pflanzen
beschrieben haben, die er nie weder untersucht noch gesehen hatte. Letter from
Dr. Sherard, in Niclzolshv Illustrations of the 18th ceniur yI, 356.