Bevormundender Geist unter Ludwig XIV.
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dem wir sie zu messen haben, liegt auf der Hand. Wir müssen
ihr Betragen loben, in dem Verhältniss, als sie zum Glück des
Volkes beitragen, über das sie Gewalt haben; aber wir müssen
uns erinnern, dass wegen der Art ihrer Erziehung, und wegen der
kindischen Huldigung, die ihnen immer gezollt wird, ihr Unterricht
sehr nlangelhaft und ihre Vorurtheile sehr zahlreich sein müssenJo)
Deswegen sind wir weit entfernt zu erwarten, dass sie verständige
Beförderer der Literatur sein oder auf irgend eine Weise ihr Zeit-
alter anführen könnten; wir müssen zufrieden sein, wenn sie sich
nicht hartnäckig dem Geiste ihrer Zeit widersetzen, und wenn sie
es nicht unternehmen, den Fortschritt der Gesellschaft zu hemmen.
Denn wenn der König nicht trotz der intellectuellen Missstände
seiner Lage ein Mann von sehr grossem Geiste ist, so muss es
sich natürlich ereignen, dass er nicht die Bedeutendsten, sondern
die Gefügigsten belohnt, dass er seine Gönnerschaft einem tiefen
und unabhängigen Denker verweigert, sie aber einem Schriftsteller
schenkt, der alte Vorurtheile hegt, und alte Missbräuche vertheidigt.
Auf diese Weise ist die Gewohnheit, Männer der Wissenschaft
mit Ehrentiteln und Geld zu belohnen, ohne Zweifel angenehm für
diejenigen, Welche sie empfangen, aber hat offenbar die Tendenz,
die Kühnheit und Kraft ihrer Gesinnung zu schwachen und so den
Werth ihrer Werke zu vermindern. Dies könnte man deutlich
machen, wenn man eine Liste der literarischen Pensionen ver-
öffentlichte, welche von Europäischen Fürsten verliehen worden
sind. Wenn dies geschähe, würde der Schaden, den diese und
lew pouvoir äiait dem le cißl? Elle s'est Jvanouie dewmt cette autm pensäe, qviauczen
nuage, auczm mysticismc nwbscurcit; devant cem pensäe si naturellc et brillant d'une
elartä si nette et sz" eine, que la souverame puissance, sur la tem-e, appartieht au peuple
entier, et man ä une fraction, et anoins enoore ä am seuZ komme." Rey, Scimoe sociale
III, 308. Vergl. Manning, 0m the law of nations, 101; Lainjs Sweden, 408;
Laingß- Denmark, 195; 31417658 WÜWYS I, 391.
40) In diesem, wie in allen andern Fällen überlebt die Sprache der Hochachtung
lange das Gefühl, dem die Sprache ihren Ursprung verdankt. Lord Broughewn,
Political pkilosoplzy, I, 42, London 1849, bemerkt: "Alle ihre Titel stammen von
einem göttlichen Original, alle kommen ihnen zu, als wenn sie die Gottheit auf Erden
vorstellten, sie werden „Ew. Gnaden", "Majestät", die "Gegalbten des Herrn", die
"Stellvertreter Gottes auf Erden" genannt, ausser manchen andern Namen, die eng.
Weder widersinnig oder gottlos sind, aber in Abgeschmacktheit von den Königen des
Orients noch weit übertroffen werden." Wehr genug! aber wenn Lord Brougham vor
drei Jahrhunderten so geschrieben hätte, würde man ihm für seine Bemühung die
Ohren abgeschnitten haben. .
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