Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

Bevormundender 
Geist unter Ludwig XIV; 
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eignen Machtvollkommenheitß) Geführt von ihm begann er von 
dem Augenblicke an, wo er die Regierung in die Hand nahm, die 
religiösen Freiheiten anzugreifen, zu denen Heinrich IV. den Grund 
gelegt, und die bis zu dieser Zeit unangetastet geblieben waren. 4.) 
Auf Anstiften des Klerus widerrief er das Edict von Nantes, durch 
Welches das Prinzip der Duldung fast ein Jahrhundert hindurch in 
das Gesetz des Landes aufgenommen worden war. 5) Auf sein_ 
Anstiftcn liess er plötzlich kurz vor dem Gewaltstreich gegen die 
heiligsten Rechte seiner Unterthanen, um die Protestanten zur Be- 
kehrung zu schrecken, ganze Trupps Wilder Soldaten auf sie los, 
Welche die empörendsten Grausamkeiten begehen durften. Die 
schrecklichen Greuel, die erfolgten, sind von glaubwürdigen Schrift- 
stellern") erzählt worden; und man kann sich eine Vorstellung 
xmterstützten einander. Der König ward von den Einwirkungen der weltlichen, der 
Klerus von der unbedingten Autorität der geistlichen Gewalt des Papstthums frei- 
gesprochen." 
3) Dieser Zug in seinem Charakter ist sehr gut gezeichnet durch Sismoazdi, Hist. 
des Frangais XXV, 43. 
4) Flassan nimmt au, die ersten Gesetze der Verfolgung seien ven 1679: "Des 
Pamzee 167.9 Zes ooncessioßzs fdites aux protestants avalient 516 graduellement restreinfes." 
Dipl. fravzgaisc IV, 92. Aber es ist Thatsaehe, dass diese Gesetze 1662, ein Jahr 
nach Mazarifs Tode begannen. Sismonda" XXV, 167; Benoist, Edit de Neuntes III, 
460-62, 481; Ein Brief von Thynne an Lord Clarendon, Listefs Life qf Clarendon 
III, 446, aus dem Jahr 1667 erwähnt „die gräulichen Verfolgungen, welchen die Re- 
formirten in Frankreich unterworfen sind"; und Locke, der 1675 und 1676 in Frank- 
reich reiste, bemerkt in seinem Tagebuch, Ifinyk L-ife of Locke I, 110, dass die 
Protestanten "jeden Tag irgend ein Recht eiubiissten."  
5) Ein Bericht über die Zurücknahme findet sich bei allen Franz. Historikern; 
aber ich erinnere mich nicht, dass einer von ihnen bemerkt habe, dass 20 Jahre vor- 
her das Gerücht in Paris ging, dass sie stattfinden würde. Im März 1665 schreibt 
Patin: „0n dii que, pour MLÜWT Zes Jzuguenots, le am" vaut supprinzor les ckanzlzres de 
ZVdit, et abolir Pädit de Nantes." Lettres de Patin III, 516. 
ü) Vergl. Buwzefs Oum time III, 73-76, mit Siecle de Louis XIV. in Oemn-es 
de Voltaire XX, 377, 378. Voltaire sagt, die Protestanten, die ,bei.ihrer Religion 
beharrten, "ämient Here's aux soldats, qm" eurent toute Iieence, excepte uelle de wer. 
Il y eut pourtant plusicurs personnes si erzeeZZement maliraitäes qu'elles m moururent." 
Und Burnet, der 1685 in Frankreich war, sagt: "jeder setzte seinexrKopf in Thätig- 
keit neue Arten von Grausamkeiten zu erfinden." Was einige derselben waren, will 
ich jetzt erzählen; denn dies, so peinlich es auch ist, ist_ nöthig, um uns die Regie- 
rung Ludwig-"s XIV. verständlich zu machen. Der Schleier muss Zerrissen werden und 
der Widerwille und das Zartgefühl, solche Thatsachen zu verbergen, muss der Ver- 
pflichtung weichen, die der Geschichtschreiber hat, der öffentlichen Schande preiszu- 
geben und öffentlich mit Schmach zu brandmarken  die Kirche, die zu solchen Mass-
	        
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