Geschichte
des Franz.
Geistes
verstehen , damit
einzusehen , wie
begonnen, die von England zu
die_ Krankheiten jenes Landes
untersuchen. Um
durch die Quack-
so vom Einfachen zum Verwickelten fortschreiten. Dies führt uns zu dem Schluss,
dass beim Studium der Menschenwelt sowohl, als bei dem der Natur, die Frage nach
der Priorität sich in eine Frage nach der Abweichung von der Regel auflöst, und
dass je abweichender ein Volk gewesen ist, d. h. je mehr man sich in seine Entwicke-
lung eingemischt hat, desto niedriger muss es bei der Anordnung der Geschichte der
verschiedenen Länder gestellt werden. Coleridge, in den Literary renzains I, 326,
und anderswo in seinen Werken scheint anzunehmen, dass die Anordnung gerade die
umgekehrte sein müsse, und dass die Gesetze, sowohl des Geistes als des Körpers,
aus pathologischen Thatsachen abgeleitet werden könnten. Ohne mich zu positiv gegen
einen so tiefen Denker wie Coleridgc auszusprechen, muss ich doch erwähnen, dass
dem eine grosse Masse von Beweisen widerspricht, und so viel ich weiss, kein einzi-
ger zu Hülfe kommt. Ihm widerspricht die 'l'hatsachc, dass die Forschnngszweigc,
welche mit Erscheinungen zu "thun haben, die wenig von äussern Einwirkungen ge-
stört werden, eher zu Wissenschaften erhoben werden sind, als die mit Erscheinungen
zu thun haben, worauf äussere Ursachen stark einwirken. Die organische Welt z. B.
wird mehr durch die unorganische Welt gestört, als die unorganische Welt durch sie.
Daher finden wir die Wissenschaften des Unorganischcn vor denen des Organischen
angebaut und noch jetzt am weitesten vorgeschritten. Ebenso ist die Physiologie des
Menschen älter als die Pathologie, und während die Physiologie des Piianzenreichs
seit der letzten Hälfte des 1T. Jahrhunderts mit Erfolg gefördert worden ist, kann
man kaum sagen, dass die Pathologie des Pilanzenreichs existire, da noch keine Ge-
setze dafür aufgestellt und keine systematischen Untersuchungen in grossem Umfange
bis jetzt über die pathologische Anatomie der Pflanzen angestellt worden sind. So,
zeigt es sich, legen verschiedene Zeitalter und verschiedene Wissenschaften unwillkür-
lich Zeugniss dafür ab, dass es zu nichts führe, auf das Abnorrne grosse Aufmerksam-
keit zu richten, ehe ein bedeutender Fortschritt im Studium des Normalen gemacht
worden sei; und diesen Schluss könnte man durch unzählige Autoritäten bestätigen
lassen, die von Coleridge abweichen, und dafür halten, die Physiologie sei die Basis
der Pathologie, und die Gesetze der Krankheit nicht aus den Erscheinungen, die sich
in der Krankheit zeigen, sondern aus denen, die sich in der Gesundheit zeigen, zu
entnehmen; mit andern Worten, die Pathologie sei vielmehr auf deductivem als auf
inductivem Wege zu erforschen, und dass pathologische Anatomie und klinische
Beobachtungen die Schlüsse der Wissenschaft bestätigen, niemals aber die Mittel an
die Hand geben können, die Wissenschaft selbst hervorzubringen. Ueber diese unge-
mein interessante Frage vergl. Jeofroy St. Hilaire, Hist. des anomalies de l'm'ganz'7
aation II, 9, 10, 127; Bowmarüs Surgery, in Encyclop. of tlie med. sciences S24;
Biclmt, Amzt. gänärale I, 20; Aüullerfs Werks I, 424; Comte, Philos. positive III,
334, 335; Robin et Verdeil, Ohimie anatomique I, 68; Esguirol, Malodies mentales I,
111; Georget, de Za folie 2, 391, 392; Brodirfs Patlzology und surgery 3; 19mm-
ville, Playsiologic comparäe I, 20; Feuchterslebenls Med. Psychologie 200; LawreozceK-x
lllectures an Man 1844, 45; Simon's Putkology 5.. ,
Eine andere Bestätigung dieser Ansicht ist, dass pathologische Untersuchungen
des Nervensystems, so zahlreich sie auch gewesen, kaum irgend etwas geleistet haben.
Die Ursache davon ist offenbar, dass die vorhergängige Kenntniss des normalen Zu-