Volltext: Geschichte der Civilisation in England (Bd. 1, Abth. 2)

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Geschichte 
Geistes 
bevormundenden 
des 
Die alten Verhältnisse, von denen diese Thatsachen nur eine 
äussere Erscheinung waren, wirkten jetzt mit wachsender Stärke 
fort. In Frankreich war der bevormundende Geist, der in die Re- 
ligion übertragen wurde, stark genug, der Reformation Widerstand 
zu leisten, und dem Klerus wenigstens die Formen seiner alten 
Herrschaft zu bewahren. In England befähigte Mannesstolz und 
die Gewohnheit der Selbsthülfe den Geist, ein System zur Reife zu 
bringen, welches man das Recht des freien Urtheils der Person 
nannte, und wodurch manche von den beliebtesten Ueberlieferungen 
ausgerottet wurden. Dem folgte, wie wir schon gesehen haben, 
sehr bald zuerst der Skepticismus, dann die Duldung und so be- 
reitete sich die Unterordnung der Kirche unter den Staat vor; ein 
Verhältniss, wodurch wir uns auszeichnen, und keine Nebenbuhler 
unter den Völkern Europa's haben. Dieselbe Richtung wirkte in 
der Politik und entwickelte ähnliche Folgen. Es wurde unsern 
Vorfahren nicht schwer, den Adel zu demüthigen und Verhältniss- 
massig unbedeutend zu machen. Die Kriege der Rosen zersplitter- 
ten die Hauptfamilien in zwei Parteien, und beförderten dadurch 
merkwürdigen Brief über das Duell und das Ritterthum von 1778. In England, glaube 
ich, findet sich kein Beispiel eines einzigen Duells vor dem 16. Jahrhundert, und es 
gab wenige bis zur letzten Hälfte der Regierung der Königin Elisabeth. In Frank- 
reich hingegen entstand die Sitte im Anfang des 15. Jahrhunderts, und im 16. Jahr- 
hundert wurde es Sitte, dass die Secundanten ebensowohl, als die Duellanten fechten 
mussten. Montlosier, Monarch. fmng. II, 436; Monteil, Hist. des divers ätale VI, 
48. Von der Zeit an wurde die Neigung der Franzosen für das Duell ganz zur 
Leidenschaft, bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, wo die Revolution, oder vielmehr 
die Umstände, welche die Revolution herbeiführten, dem verhältnissmässig ein Ende 
machten. Man kann sich eine Vorstellung von der ungeheuren Ausdehnung, die dieses 
Unwesen früher in Frankreich erreicht hatte, durch die Vergleichung folgender Stellen 
machen, die ich mit Vergnügen zusammenstclle, da noch niemand eine leidliche Ge- 
schichte des Duells geschrieben hat, obgleich es einst eine so grosse Rolle in der 
Europäischen Gesellschaft gespielt hat. De Thou, Hist. univ. IX, 592, 593, XV, 57, 
Daniel, Mlicefrangaise II, 582; Sully, Economies I, 301, III, 406, VI, 122, VIII, 41, 
IX, 408; Careufs Stute of France zmder Henry I V in Birahls Historical negociations 
467; Ben Jomorfs Werks VI, 69; Dulaure, Hist. de Paris, 1825, 3. ädit. IV, 567, 
V, 300, 301; Ie 670m, Bibliothäque zmiv. XX, 242; Let-tres de Patin, III, 536; Oape- 
jigue, Hist. de la rqforme VIII, 98; Capejigueäs Richelieu I, 63; 1M Rällux, Histo- 
riettes X, 13; Mäm. de Genlis II, 191, VII, 215, IX, 351; Mem. qfthe Baroness 
d'0berkirch, I, 71, London 1852; Lettres inädites diziguesseau, I, 211; Lettres de Du 
Dqfami ä Walpole III, 249, IV, 27, 28 , 152; Boullier, _Mim'son militaire des rois de 
Fromce, S7, 83; Biog. univ. V, 402, 403; XIII, 411; XLIV, 127, 401; XLVlII, 522, 
XLIX, 130.
	        
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